Lacher im Gerichtssaal
Bernie Ecclestone scherzt auf der Anklagebank

Bernie Ecclestone (83) drohen bis zu 10 Jahre Knast. Zu beunruhigen scheint ihn dies nicht. Zu Prozessbeginn ist der Formel-1-Zampano noch zum Scherzen aufgelegt.
Publiziert: 23.04.2014 um 22:07 Uhr
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Aktualisiert: 28.09.2018 um 21:17 Uhr

Um 9.40 Uhr betrat der Formel-1-Patriarch den Münchner Gerichtssaal. Im Verfahren 5 KLs 405 Js 161741/11 geht es um Bestechung, «Anstiftung zur Untreue» – und um eine riesige Geldsumme: Rund 38'908'857 Franken hat Ecclestone an Gerhard Gribkowsky (56) gezahlt, einen ehemaligen Kadermann der Bayerischen Landesbank. Das ist unstrittig.

Die Frage ist einzig: Warum hat er die Millionen gezahlt? Um den Banker zu bestechen, wie dieser behauptet? Oder weil er erpresst wurde, wie Ecclestone sagt?

Wie war das nochmal mit dem Zivilstand?

Schon bei der Personalienaufnahme gab es erste Lacher. Ecclestone erklärte, er sei geschieden. Richter Peter Noll reagiert verwundert: «In der Anklage steht, sie seien verheiratet!» «Beides stimmt», meinte Ecclestone. «Das Letzte zählt», antwortet Noll und Ecclestone ergänzte, er erinnere sich halt gerne an den Scheidungsteil.

Ecclestone ist von Slavice Ecclestone geschieden und mittlerweile mit der jüngeren Brasilianerin Fabiana Flosi Palmeira verheiratet.

Nach den Personalien begann der Staatsanwalt mit dem Verlesen der 24-seitigen Anklageschrift. Ecclestone wirkte leicht angespannt, las die englische Übersetzung mit, grinste ab und zu ob einer Bemerkung der Anwaltschaft und machte sich fleissig Notizen.

Bestechung eines Beamten

Gleich zu Beginn nannte der Staatsanwalt ein wichtiges Detail: Er bezeichnete Gribkowsky als Staatsdiener. Wie «Focus» schreibt, könnte dies Einfluss auf das Strafmass haben, da die Bestechung eines Beamten härter geahndet werde als diejenige eines «normalen» Managers. Ecclestone drohen laut «Welt.de» bis zu zehn Jahre Haft. Die Verteidiger Ecclestones erklärten, die Anklagevorwürfe beruhten nur auf den Aussagen Gribkowskys. Diese seien aber «unzutreffend, irreführend und unschlüssig».

In einer Erklärung Ecclestones wurde mehrfach auf ein skrupelloses und aggressives Auftreten Gribkowskys hingewiesen. Dieser habe nach dem Motto «Zuckerbrot und Peitsche» gehandelt. Er habe dem F1-Boss zwar nicht direkt gedroht, es habe aber immer wieder Anspielungen gegeben, ihn bei den Steuerbehörden anzuschwärzen.

Ecclestone wollte mitreden

Alles begann 2002 mit dem Konkurs von Leo Kirch. Der deutsche Medienmogul war Miteigentümer der Formel 1. Nach der Pleite seines Imperiums gingen seine Formel-1-Aktien an die BayernLB. Verantwortlicher dort war Gribkowsky. Er musste für seine Bank einen Käufer finden. Gleichzeitig fürchtete sich Ecclestone vor neuen Formel-1-Eigentümern und Machtverlust, so der Staatsanwalt. Laut Anklage wollte Ecclestone bei der Auswahl des Käufers mitreden. Um jemand Genehmen zu finden, habe er dem Banker die Millionen gezahlt. Am Ende kaufte die Beteiligungsgesellschaft CVC die Aktien.

Deal mit der Staatsanwaltschaft?

In der Mittagspause stellt sich Ecclestones Strafverteidiger Sven Thomas der Presse. Dabei schloss er nicht aus, dass es im Laufe des Verfahrens zu einer Absprache mit der Staatsanwaltschaft kommen könnte. «You never know», sagt er ausweichend.

Schon jetzt ist klar: Es wird kein kurzer Prozess in München. Bereits sind bis 16. September 26 Verhandlungstage angesetzt. Ob Ecclestone regelmässig zwischen Wohnort in Gstaad BE und Gerichtssaal in München pendeln muss, ist ungewiss.

Bei einem Schuldspruch droht eine lange Haftstrafe. Wie sie Belastungszeuge Gribkowsky derzeit absitzt. Achteinhalb Jahre hatte er im Juni 2012 kassiert. Er hatte gestanden, beim Verkauf der Formel-1-Aktien Schmiergelder erhalten zu haben.

In zwei Wochen kommt es zwischen den beiden zur persönlichen Begegnung. Dann soll Gribkowsky im Zeugenstand gegen Ecclestone aussagen. (tan/lha/mad)

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