Heute um 18 Uhr solls vom Netz
Wie Anwalt Meili unfreiwillig Werbung fürs Alpiq-Papier macht

Kommunikationsprofis haben oft Mühe, wenns um die eigene (Krisen-) Kommunikation geht.
Publiziert: 18.03.2016 um 16:24 Uhr
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Aktualisiert: 11.09.2018 um 07:05 Uhr
Dunkel Wolken: Die tiefen Strompreise belasten Alpiq.
Foto: Keystone

Die letzte Woche startete schlecht für die PR-Firma «Hirzel.Neef.Schmid. Konsulenten». Die «Basler Zeitung» veröffentlichte ein vertrauliches Strategiepapier. Darin hat Konsulent Dominique Reber detailliert beschrieben, wie man Entscheidungsträger aus Medien und Politik einspannen will, damit die öffentliche Hand dem darbenden Stromriesen Alpiq unter die Arme greift.

Das Papier löste eine grosse Debatte um den Einfluss der Lobbyisten aus.

Ein paar Tage später stellte die «BaZ» das Papier als PDF online. Jeder Bürger kann sich so selber ein Bild von der Einflussnahme machen.

Einige Internet-User sahen das PDF. Viele nicht. Bis gestern.

Am Donnerstag-Abend um 20.36 Uhr schickte der Konsulenten-Anwalt Andreas Meili dem «BaZ»-Journalisten Dominik Feusi eine Abmahnung. Darin steht: «Sie haben einen vertraulichen Bericht meiner Mandantschaft auf die Webseite gestellt.» Aus Urheberrechtsgründen solle Feusi das PDF sofort entfernen. «Sollte Sie diese Frist verpassen, werde ich gestützt auf ... umgehend Strafantrag gegen Sie einreichen.» Deadline: Heute Freitag, 18 Uhr.*

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Und dann gings los. 28 Mal wurde der Tweet retweetet - und verbreitete sich auch via Blogs. Unter dem Titel: «Jetzt geht die Alpiq-PR-Agentur auch noch gegen die Pressefreiheit vor, und bemüht dazu das Urheberrecht», schrieb der bekannte Schweizer Blogger Andras Von Gunten übers Thema. In seinem Post machte er auch auf eine alternative Quelle fürs Alpiq-Papier aufmerksam, falls die «BaZ» der Löschforderung nachkommen sollte.

Das vertrauliche PDF wird also so schnell nicht aus dem Netz zu verbannen sein. Jeder Teenager weiss: Erst wenn etwas verboten ist, wirds interessant.

Als sich die Konsulenten von Facebook löschten

Es ist das zweite Mal innert wenigen Tagen, an dem «Hirzel.Neef.Schmid. Konsulenten» Social Media falsch einschätzten - obwohl sie sich auf der Firmenhomepage als Social-Media-Experten ausgeben.

Social Media als Kompetenz: Webseite der Konsulenten.

So bezeichneten die Konsulenten die «Tagesschau» des Schweizer Fernsehens in einem Facebook-Post als «kleine Neider».  Im Bericht ging es auch ums Alpiq-Papier. Als eine «Watson»-Journalistin Konsulent Victor Schmid darauf anspricht, sagte der bloss: «Sollen wir jetzt tatsächlich Facebook-Einträge kommentieren?»

Kurze Zeit später war der betreffende Post dann trotzdem gelöscht. Noch etwas später war das ganze Facebook-Profil komplett weg. (bö)

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*PS: Redaktor Feusi hat Meilis Abmahnung Folge geleistet. Kurz vor 18 Uhr verschwand das Dokument vom Netz – jedenfalls vom Newsnetz.

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