Happiger Vorwurf von Entwicklungsorganisation
Schweizer Rohstoffhändler fluten Afrika mit Dreck-Diesel

Die Entwicklungsorganisation Public Eye gibt Schweizer Rohstoffhändlern wie Trafigura oder Vitol eine Mitverantwortung an zehntausenden vorzeitigen Todesfällen in Afrika. Die Händler weisen die Vorwürfe zurück. Schuld seien die laschen Gesetze.
Publiziert: 15.09.2016 um 10:30 Uhr
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Aktualisiert: 28.09.2018 um 18:58 Uhr
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Trafigura-Tanker auf hoher See: Das Unternehmen exportiert Rohöl in Top-Qualität aus Westafrika und verkauft in diesen Ländern Dreck-Diesel.
Foto: ZVG
Guido Schätti

Westafrikanische Länder fördern Rohöl, das im Vergleich mit Produkten anderer Förderländern über den höchsten Reinheitsgrad und den tiefsten Schwefelgehalt verfügt. An den Tankstellen dieser Länder wird aber Diesel von miserabler Qualität verkauft: Der Schwefelgehalt liegt um ein Vielfaches über Treibstoffen, der in Europa oder den USA verkauft wird.

Entsprechend sind die Folgen für die Gesundheit von Millionen von Afrikanern. Zehntausende sterben frühzeitig an den Folgen der Dreckluft. In Städten wie Lagos, Kairo oder Dakar ist die Luftverschmutzung weit grösser als in Peking.

Die Entwicklungsorganisation Public Eye (früher Erklärung von Bern) gibt Schweizer Rohstoffhändlern wie Trafigura, Vitol oder Addax & Oryx in einem Report eine Mitschuld an diesem Skandal. Die Unternehmen fördern das Rohöl in Westafrika, lassen es in Holland und Belgien raffinieren und verkaufen die schlechteste und giftigste Ware in Afrika über ihre eigenen Tankstellennetze.

Nicht illegal, aber illegitim

Die Firmen «schlagen schamlos Profit aus schwachen staatlichen Regulierungen» in Afrika, kritisiert Public Eye in einer Mitteilung. Die Organisation liess in acht Ländern Dieselproben untersuchen. Diese weisen einen um bis zu 378 mal höheren Schwefelgehalt auf, als in der Schweiz erlaubt ist. Zudem enthält der in Afrika verkaufte Treibstoff Substanzen wie Benzol oder giftige Kohlenwasserstoffe, die in Europa ebenfalls verboten sind. 

Der Verkauf dieser Treibstoffe sei zwar legal, aber illegitim, sagt Andreas Missbach, Co-Autor der Studie. In einer an Trafigura gerichteten Petition fordert Public Eye, dass die Rohstofffirmen künftig nur noch Treibstoffe verkaufen, die den europäischen Standards entsprechen.

Angeschuldigte weisen Vorwürfe zurück 

Trafigura und der Verband der Afrikanischen Raffinerien (ARA) weisen die Vorwürfe zurück. Die Vorgaben für den Anteil von Schwefel und anderen Schadstoffen in den Treibstoffen würden von den Regierungen festgelegt. Einzelne Gesellschaften könnten nicht davon abweichen. Public Eye gehe von falschen Annahmen aus, schreibt die Trafigura-Tochter Puma Energy: Die Treibstoffe würden in einheitlicher Qualität lokal vertrieben. Eine Einzelfirma könne nicht einfach von den Spezifikationen abweichen. Würde man dies tun, sei der Nutzen beschränkt, denn die Autos in Afrika seien viel älter als jene in Europa. Abgaskontrollen gebe es in Afrika nicht.

Der Report ignoriere, dass Europa und die USA mehr als 25 Jahre brauchten, um ihre Standards zu verbessern, schreibt die ARA. Ähnliche Prozesse seien in Afrika eingeleitet. Sowohl die ARA wie die einzelnen Treibstoff-Firmen unterstützten die Bestrebungen, die Treibstoffe in Afrika sauberer zu machen. 

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