Häusle-Bauer reiben sich die Augen
Gibts bald Hypotheken zum Negativzins?

Wohin nur mit dem vielen billigen Geld? 10-Jahres-Hypozinsen von Versicherungen zu 1 Prozent sind kein Rechnungsfehler mehr. Und es könnte bald noch günstiger kommen.
Publiziert: 06.12.2015 um 18:51 Uhr
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Aktualisiert: 30.09.2018 um 22:43 Uhr
Keine Zinswende bis 2020? Banken und Versicherungen wissen nicht, wohin mit ihrem Geld. Hypothekennehmer profitieren.
Foto: Keystone

Als 10-Jährige Hypotheken zu einem Zins von zwei Prozent vermittelt wurden, staunte die Bevölkerung bereits. Doch seither hat sich der Anlagedruck auf Banken, Versicherungen und Pensionskassen nochmals verschärft.

Und mittlerweile erreichen die Zinssätze für 10-Jährige Festhypotheken eine neue Grenze. Silvan Kaufmann, vom Hypothekenvermittler Hypoplus/Comparis, sagt zur «Schweiz am Sonntag»: «Das gilt derzeit zwar nur für die besten Schuldner, aber es ist so: Wir vermitteln derzeit Festhypotheken von Versicherungen über 10 Jahre zu einem Zinssatz von 1.0 Prozent.»

Das sei immer noch für die Versicherungen noch ein gutes Geschäft. «Es ist auf jeden Fall viel attraktiver, als das Geld bei der Nationalbank zu minus 0.75 Prozent zu parken.» Die Banken können derzeit mit den günstigsten Versicherungs-Angeboten nicht mithalten. Das gilt zwar schon seit langem, aber der Abstand hat sich nochmals vergrössert.

Risiko eines baldigen Zinsanstiegs ist klein

Früher konnte Kaufmann mit Versicherungs-Hypothken gegenüber Banken noch «einen Abschlag von 0.2 bis 0.4 Prozentpunkte für den Kunden herausholen.» Heute sei die Differenz indessen bereits doppelt so hoch: 0,4 bis 0,8 Prozent. Das sind aus Sicht der Hypothekarnehmer an sich traumhaft. Dennoch rät Adrian Wenger, vom VZ Vermögenszentrum, vom Abschluss zehnjähriger Festhypotheken ab.

Man müsse sich fragen, warum man solche Konditionen angeboten bekomme. «Ich würde da nicht aufspringen, sondern abwarten.» Am Markt gehe man davon aus, dass die Zinsen noch bis 2020 negativ bleiben würden. «Das Risiko eines baldigen Zinsanstiegs ist klein. In die umgekehrte Richtung ist vieles möglich.»

Hypotheken für Banken immer noch lukrativer als der Geldmarkt

Die Schweiz hat nun seit bald einem Jahr negative Zinsen. «Bislang haben Banken, Versicherungen und Pensionskassen mehr oder weniger weitergemacht wie bisher», sagt Wenger zur «Schweiz am Sonntag». Doch allmählich müssten sie sich an die neuen Gegebenheiten anpassen.

«Die grossen Entscheide stehen noch an», sagt Wenger. Dann seien zehnjährige Festhypotheken auch zu 0.5 Prozent möglich. Eine Versicherung beispielsweise habe die Wahl, ihr Geld zu einem Minuszins von 0.75 Prozent am Geldmarkt anzulegen. Oder sie könne eine zehnjährige Festhypothek zu 0.5 Prozent vergeben. «An der Festhypothek verdient sie immer noch um 1.25 Prozent mehr.»

Festhypotheken über 10 Jahre zu 0.5 Prozent – Hypothekarnehmer könnten ihr Glück kaum fassen. Wer früher schon zu einem Prozent gebunden hat, würde auf einmal vergleichsweise viel zahlen. Dass die Zinsen weiter fallen, hat einen einfachen Grund: Banken, Versicherungen und Pensionskassen wissen nicht wohin mit ihrem Geld.

Kommt sogar die Null-Zinsgrenze ins Wanken?

10-Jährige Bundesobligationen warfen Ende der Woche nur eine Rendite von minus 0.21 Prozent auf. Alte Gewissheiten geraten ins Wanken. «Es gibt Spekulationen in alle Richtungen», sagt Wenger zur «Schweiz am Sonntag». So habe es für Hypotheken aller Arten und über alle Laufzeiten bislang eine Untergrenze von Null-Prozent gegeben.

Doch diese Grenze gerate durch die Negativzinsen unter Druck. «Dass wir Negativzinsen auf Hypotheken sehen werden, ist nicht mehr ausgeschlossen», sagt Wenger. Der Anlagedruck sei dafür bereits heute gross genug. «Sollte die SNB die Negativzinsen nochmals heraufsetzen, wird es nochmals schwerer, die Null-Grenze aufrechtzuerhalten.»

Davon wären als erstes Geldmarkt-Hypotheken betroffen. Das VZ rät seinen Kunden schon seit langem zu Geldmarkthypotheken. «Die Kunden zahlen nur rund halb so viel und erhalten de facto nicht weniger Sicherheit.»

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