Gestern Abend schoss der Kurs der gebeutelten Aktie der Credit Suisse (CS) um 73 Rappen auf 19.47 Franken hoch. Wer seine Dividende für das Geschäftsjahr 2011 in Form von Aktien bezogen hat, erzielte innert vier Tagen einen kräftigen Buchgewinn.
Bis letzten Freitag musste sich jeder Aktionär der Grossbank entscheiden, ob er pro 25 seiner Titel eine neue Aktie für 18.75 Franken beziehen wollte. Oder ob er sich pro Wertpapier 75 Rappen in bar auszahlen lassen wollte. Gestern gab die CS bekannt, dass 48 Prozent der Dividendenausschüttung in Form neuer Aktien erfolgten. Für dieses Prozedere entschieden sich die CS-Chefs, um das Eigenkapital ihrer Bank zu stärken.
Daher wäre zu erwarten gewesen, dass sich Mitglieder des Verwaltungsrats (VR) und der Geschäftsleitung (GL) für die Ausgabe von Aktien entscheiden. Doch die auf der Internetseite der Schweizer Börse aufgeschalteten ManagementTransaktionen zeigen:
- Nur zehn der zwölf Ende 2011 amtierenden Verwaltungsräte bezogen Aktien. Total erwarben sie 20 652 neue Titel und setzten dafür das Wahlrecht von 516 300 Aktien ein. Das sind 49 Prozent all ihrer Titel.
- Gerade mal vier von zwölf Geschäftsleitungsmitgliedern bezogen 31 465 Aktien. Insgesamt wandelte das Topmanagement nur ein Drittel aller Aktien in neue Titel um. Die meisten entschieden sich für Bares. GL-Mitglieder erhalten seit Jahren den grössten Teil ihrer Boni in Form von Wertpapieren. Daher trennen sie sich alljährlich von Aktien, beispielsweise um Steuern zu bezahlen.
Dennoch hätte sich Finanzanalyst Andreas Venditti, Bankenexperte der Zürcher Kantonalbank, gewünscht, dass der VR mit der Umwandlung seiner Wahlrechte in Wertpapiere den Aktionären Zuversicht in die CS signalisiert hätte. Auch Maurice Pedergnana, Geschäftsführer der Vereinigung für schweizerische Unternehmensfinanzierung (Seca), sagt: «Verwaltungsrat und Management hätten mit der Umwandlung von mindestens 80 Prozent ihrer Titel in neue Aktien das klare Signal an die Märkte gesetzt: Wir glauben an unsere Strategie und an deren Umsetzung.» Er hätte von VR und GL erwartet, dass sie «voll und ganz im Interesse des Unternehmens und nicht im Eigeninteresse» handeln.