Greenpeace will Sicherheitsbericht – und bekommt das geschwärzte Inhaltsverzeichnis
Was hat die Axpo zu verbergen?

Die Axpo weigert sich vehement, Informationen über den Reaktor 1 des Atomkraftwerkes Beznau herauszugeben. Greenpeace zieht deshalb jetzt vors Bundesverwaltungsgericht.
Publiziert: 14.03.2016 um 00:00 Uhr
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Aktualisiert: 11.09.2018 um 14:37 Uhr
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Das Kernkraftwerk Beznau soll nicht vor Ende Jahr wieder ans Netz.
Foto: Keystone
Vinzenz Greiner

Vor einem Jahr ging Reaktor 1 des AKW Beznau AG vom Netz. Eigentlich sollte nur der Deckel des Reaktordruckbehälters ausgewechselt werden und der Reaktor des ältesten AKW der Welt nach vier Monaten wieder funktionieren. Daraus wurde nichts.

Denn im Sommer kam die Nachricht: «Unregelmässigkeiten im Grundmaterial des Reaktordruckbehälters», wie es in der Sprache der Betreiberin Axpo heisst. Bei Greenpeace nennt man das Kind beim Namen: Der Druckbehälter hat Löcher und Risse in der Wand.

Gestützt auf das Öffentlichkeitsgesetz, versucht die Umweltorganisation seit über einem Jahr das Eidgenössische Nuklearsicherheitsinspektorat (Ensi) und die Axpo zur Herausgabe eines Papiers von 2011 zu zwingen. Es soll Infos über die «Sprödbruchsicherheit» des Druckbehälters enthalten.

Das Dokument umfasst 1000 Seiten. Das Ensi gab jedoch nur 50 frei. 950 Seiten behält die Behörde unter Verschluss. Sogar im Inhaltsverzeichnis, das Greenpeace erhalten hat, sind die Seiten geschwärzt. Der Verdacht von Greenpeace: «Die 950 Seiten enthalten brisante Details zur Alterung und Abnützung des Druckbehälters», sagt Florian Kasser (36), Atomexperte bei Greenpeace. «Das sind sowjetische Transparenzverhältnisse.»

Ein Schlichtungsversuch scheiterte. Greenpeace hat nun eine Beschwerde beim Bundesverwaltungsgericht eingereicht. Was hat die Axpo zu verbergen? «Sie will nicht, dass Details an die Öffentlichkeit gelangen, weil die Versprödung ein Ausmass angenommen hat, das gefährlich ist», erklärt sich Atomexperte Kasser die sture Haltung.

Den Vorwurf der Intransparenz lasse er nicht gelten, sagt Axpo-Sprecher Antonio Sommavilla. Man müsse zwischen den geschwärzten Berichten und den gegenwärtigen Analysen am Reaktordruckbehälter von Block 1 unterscheiden. Es gäbe «keine sicherheitstechnischen Vorbehalte gegen den Weiterbetrieb der Anlage».

Die 950 Seiten will die Axpo nicht rausrücken, um ihre Geschäfts- und Fabrikationsgeheimnisse zu schützen. Es fänden sich aber «eine ganze Reihe von Dokumenten» auf der Ensi-Website.

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