Genossenschaftsbank «systemrelevant»
Wie gefährlich ist Raiffeisen?

Im Interview erzählt Raiffeisen-Chef Pierin Vincenz, wie gefährlich Raiffeisen ist, was dies für die Kunden bedeutet und ob Raiffeisen zusätzliches Eigenkapital braucht.
Publiziert: 14.08.2014 um 17:49 Uhr
|
Aktualisiert: 04.10.2018 um 20:46 Uhr
Kritisiert den Bundesrat wegen Pensionskassen-Politik: Raiffeisen-Chef Pierin Vincenz.
Foto: Keystone
Interview von Guido Schätti

BLICK: Herr Vincenz, die Nationalbank sieht Raiffeisen als Systemrisiko für die Schweiz. Wie gefährlich ist Raiffeisen?Pierin Vincenz: Wir sind überhaupt nicht gefährlich. Im Gegenteil: Der Entscheid belegt, dass wir unsere Aufgaben als Bank richtig machen. Dank unserem Erfolg haben wir nun eine gewisse Grösse erreicht. Deshalb überrascht es mich nicht, dass wir als systemrelevant gelten.

Was bedeutet das für den Raiffeisen-Kunden?
Er weiss, dass wir noch stärker überwacht werden und noch mehr Sicherheiten bringen müssen. Auch die Grösse ist ein Vorteil für ihn.

Sie könnte ihm aber auch Angst machen.
Dafür gibt es keinen Grund. Wir haben bewiesen, dass wir unser Geschäft mit der nötigen Vorsicht betreiben.

Systemrelevante Banken müssen besonders sicher sein. Braucht Raiffeisen zusätzliches Eigenkapital?
Das ist noch offen. Die Gespräche mit der Finanzmarktaufsicht beginnen erst. Wir müssen aber schon heute sehr hohe Anforderungen erfüllen.

Woher würden Sie zusätzliches Kapital nehmen?
Wir können Gewinne zurückbehalten oder Obligationen ausgeben, die im Krisenfall in Aktien umgewandelt würden. Wir haben den Markt bereits mit Erfolg getestet.

Erhalten Sie das Geld jetzt noch billiger, weil Raiffeisen als systemrelevant gilt?
Nein, das ist kein Vorteil.

Aber jeder weiss jetzt: Im Krisenfall wird Raiffeisen vom Staat gerettet.
Wir wollen keine Staatsgarantie. Bei der Systemrelevanz geht es um genau das Gegenteil: Es soll sichergestellt werden, dass eine Bank nicht vom Staat gerettet werden muss. 

Zahlen im Krisenfall die Genossenschafter die Rechnung?
Nein. Wir haben die Nachschusspflicht abgeschafft. Der Genossenschafter haftet maximal mit dem Genossenschaftskapital. Das sind in der Regel 200 Franken.

Sie haben eine Privatbank, eine Vermögensverwaltung, eine Firma für strukturierte Produkte und ein Informatikunternehmen gekauft. Was kommt noch?
In der Vermögensverwaltung sind weitere Zukäufe möglich. Sonst sind wir aber gut aufgestellt. Wir haben die Grundlagen geschaffen, um die Abhängigkeit vom Zinsengeschäft zu reduzieren.

Durch die Expansion ist die Ehe mit Vontobel in die Brüche gegangen. Wie teuer wird die Scheidung?
Das Teuerste sind die Anwaltskosten. Eine Schadenersatzklage gibt es nicht. Längerfristig profitiert Raiffeisen, wenn wir mehr Dienstleistungen selber erbringen.

Fehler gefunden? Jetzt melden
Was sagst du dazu?
Externe Inhalte
Möchtest du diesen ergänzenden Inhalt (Tweet, Instagram etc.) sehen? Falls du damit einverstanden bist, dass Cookies gesetzt und dadurch Daten an externe Anbieter übermittelt werden, kannst du alle Cookies zulassen und externe Inhalte direkt anzeigen lassen.