Der Fahrdienstvermittler Uber mischt die Taxibranche auf. Jede Taxizentrale, die etwas auf sich hält, bastelt hektisch an einer eigenen App, um möglichst wenige Kunden an die Billigkonkurrenz zu verlieren. Für kleine Unternehmen ein schwieriges und teures Unterfangen.
In zwei Wochen soll sich die Lage bessern. Dann bringt der Schweizerische Taxiverein mit Sitz in Neuenburg die App swiss-taxis.ch auf den Markt. Sie richtet sich nicht an grosse Zentralen, sondern an kleine und mittlere Firmen.
«Derzeit gibt es in der Schweiz zu viele verschiedene lokale Apps. So hat die Branche gegen Uber keine Chance», sagt Patrick Favre (62), Vorstandsmitglied von swiss-taxis.ch, zu BLICK. «Wir können gegen die unglaublichen finanziellen Möglichkeiten von Uber nur bestehen, wenn wir unsere Kräfte bündeln.»
Die ganze Schweiz erobern
Favres App soll die ganze Schweiz erobern. Beim Start in zwei Wochen sind über 60 Taxifirmen von Genf bis Bern dabei. Der Vorteil: Jede Firma kann die App unter dem eigenen Namen führen. «Für in der Region verwurzelte Taxiunternehmer ist das zentral», sagt Favre. Im Hintergrund nutzen aber alle die gleiche Plattform.
Die Kunden sollen bei gewissen Fahrten bis zu 40 Prozent weniger bezahlen als heute. Konkretes Beispiel: Ein Taxifahrer aus Freiburg fährt einen Kunden zum Flughafen Zürich-Kloten. Die Rückfahrt bietet er im System an. Ein in Zürich gelandeter potenzieller Fahrgast kann diese via App buchen. Mit entsprechendem Rabatt.
«So vermeiden wir unnötige und teure Leerfahrten», sagt Favre. Es sei eine Win-win-Situation für Fahrer und Kunden. Das Ganze sei legal, betont er. Denn: «Weil es sich um eine Bestellung handelt, darf auch ein Freiburger Taxi in Kloten einen Gast mitnehmen.»
Auslastung der Taxis erhöhen
Auch die normalen Tarife würden sinken, je mehr Taxibetriebe mit der App arbeiten. «Heute sitzt ein Fahrer in einer Zwölfstunden-Schicht bis zu sieben Stunden herum und wartet auf Kundschaft», weiss Favre. Kann er dank der App die Auslastung auf 60 Prozent erhöhen, so verdient er mehr. Was wiederum für tiefere Preise sorgt.
Das Taxi-Angebot sei heute zu gross. Der einzelne Fahrer verdiene zu wenig. «Es kann nicht sein, dass einer 250 Stunden im Monat am Steuer sitzt, aber seine Familie dennoch nicht durchbringt und auf Unterstützung der Gemeinde angewiesen ist», sagt Favre.