Brexit ist Tatsache
Das sind die Folgen für die Schweiz, Europa und Grossbritannien

Der Brexit ist Tatsache, die Finanzmärkte reagieren bereits mit Sturzflug. Kommt jetzt der Wirtschaftskollaps?
Publiziert: 23.06.2016 um 17:23 Uhr
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Aktualisiert: 30.09.2018 um 21:03 Uhr
Ein Union Jack flattert in Brüssel
Foto: Keystone
Bastian Heiniger

Gestern stimmte Grossbritannien über den Brexit ab. Die «Leave»-Seite hat sich durchgesetzt. Ein harter Entscheid, der Auswirkung weit über die Inseln hinaus hat, auch hierzulande wären die Folgen massiv. Dies sind die wichtigsten:

Die Folgen für die Schweiz

Der Eidgenossenschaft kommt ein Brexit teuer zu stehen. Verlieren die Aktienmärkte und das Pfund, könnte der Franken durch die Decke gehen. Er wäre für Anleger ein sicherer Hafen. Die SNB müsste massiv Fremdwährungen kaufen, um den Druck vom Franken zu nehmen.

SNB-Chef Thomas Jordan betonte im Vorfeld: «Es läge im Interesse der Schweiz, wenn Grossbritannien in der EU bleiben würde.» Die Unsicherheiten würden auch der Schweizer Exportwirtschaft schaden.

Vor allem, wenn der Franken wieder stärker würde und es auf der Insel zu einer Rezession kommt. Zudem würde die politische Unsicherheit zunehmen, was sich negativ auf die Wirtschaft auswirkt. Denn in Brüssel könnte die Schweiz auf der Prioritätenliste nach hinten rutschen. Verhandlungen zur Umsetzung der Masseneinwanderungs-Initiative würden gebremst.

Die Folgen für die EU

Für die EU-Länder wäre ein Brexit weniger gravierend als für das Vereinigte Königreich – dennoch wären auch sie Verlierer. Der Euro würde gegenüber dem Dollar abgewertet. Die deutsche Commerzbank rechnet kurzfristig mit einem Minus von vier bis fünf Prozent. Davon könnte zwar der Export profitieren.

Schwächelt aber die britische Wirtschaft, spürt das auch die EU – die Nachfrage nach Gütern und Dienstleistungen aus dem EU-Raum nimmt ab. Umgekehrt müssten EU-Unternehmen wegen Zöllen und neuen Handelshemmnissen höhere Kosten in Kauf nehmen, wenn sie ihre Produkte auf der Insel verkaufen wollen.

Besonders leiden könnte Deutschland. Grossbritannien ist für deutsche Firmen ein wichtiger Absatzmarkt. Experten gehen auch davon aus, dass Produkte, die zwischen den zwei Ländern gehandelt werden, teurer würden.

Die Folgen für Grossbritannien

Finanzexperten rechnen damit, dass das britische Pfund dramatisch an Wert verlieren könnte - der Kurs ist nach Bekanntgabe des Resultats bereits eingebrochen. Zudem gerieten die Finanzmärkte ins Straucheln: Kursverluste an den Börsen wären die Folge. Auf längere Sicht droht eine Rezession. Laut Premierminister David Cameron würden 500 000 Jobs wegfallen. Das Vereinigte Königreich würde den Zugang zum EU-Binnenmarkt verlieren.

Je nach Szenario gäbe es wieder Zölle, was mehr Bürokratie und höhere Kosten bedeutete. Direktinvestitionen aus EU-Ländern dürften sinken. Leiden würde darunter auch der Londoner Finanzplatz. Ihre Produkte wären nicht mehr automatisch für die EU zugelassen.

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