«Hey TWINT_AG nun habt ihr auch noch das UBSpaymit kaputt gemacht!», twitterte User @chm am Freitagmorgen.
Er ist nicht der Einzige, der sich ärgert. Als wir am Freitagmorgen in der BLICK-Kantine unser Kafi & Gipfeli mit dem Handy bezahlen wollten, ging nichts mehr.
Was war passiert?
Bereits Mitte 2016 haben die beiden Schweizer Handy-Bezahldienste Twint und Paymit (UBS, ZKB etc.) verkündet, ihre Funktionen in einer App zu bündeln, um sich so besser gegen die internationale Konkurrenz wie ApplePay zu wehren.
Lange ging nichts... bis heute plötzlich die kombinierte «UBS Twint»-App zum Download verfügbar war.
Auch wir machten freudig das Update - und wurden bitter enttäuscht. Wie gesagt: Kein Kafi, kein Gipfeli und auch sonst sind keine Transaktionen möglich. Aber das Problem ist grösser.
Denn wer früher mit Paymit zahlen wollte, musste in Geschäften oder Restaurants einen QR-Code einscannen. Dieser Code funktioniert nun nicht mit der neuen App – und auch das Bezahlen via Handynummer klappte in unserem Test nicht.
Bestehen Probleme bis Ende Mai?
Wie BLICK von Insidern weiss, ist der alte Paymit-Code abgelaufen, der neue von Twint aber frühestens Ende Mai bereit. Bisher hat der Zahlungsanbieter SIX den Paymit-QR-Code herausgegeben, am 31. Mai laufe aber dieser Deal aus. Twint wolle den Code ab 1. Juni selber anbieten. Neben der BLICK-Kantine seien mindestens 20 weitere Geschäfte von den Zahlungsschwierigkeiten betroffen. Auch hier guckten alte Paymit-Kunden in die Röhre.
Bei Twint wehrt man sich. Sprecherin Sarah Pally meint, dass die neue «UBS Twint»-App an allen Twint-Zahlstellen laufe, etwa an Coop-Kassen. Sie räumt aber ein, dass das Scannen von alten Paymit-Codes mit der Twint-App nicht funktioniert.
Und UBS-Sprecher Markus Germann hält fest, dass Händler, die bisher Paymit als Zahlungsmittel angeboten hätten, frühzeitig von der SIX über das Abschalten von Paymit informiert wurden und ihnen ein Alternativprodukt von Twint angeboten worden wäre.
Diese Migration scheint aber so einfach nicht zu sein, denn auch bei der «Snack-Box» von Selecta laufen alte Paymit-Kunden auf, wie dieser Tweet zeigt.
Immerhin: Zahlungen von Handy zu Handy würden laut UBS problemlos klappen - wenn beide Parteien auf die neue App aktualisiert haben. Aber auch dies ist nicht so einfach, wie der Fall des bekannten Telekom-Experten Ralf Beyelers zeigt. Er verwendet die Paymit-Version der Raiffeisen-Bank, welche aber erst «im Frühsommer» auf Twint umgestellt wird. Und deshalb kann Beyeler ehemaligen Paymit-Usern von ZKB und UBS kein Geld schicken, weil nur die über eine neuere App-Version verfügen.
«Wenn die Kernfunktionen der bisherigen App nicht mehr läuft, ist das ein schlimmer Fehler», urteilt Beyeler.
Fazit: Eigentlich wollte man mit den Handybezahlsystemen das Leben der Kunden vereinfachen, weil sie ihr Portemonnaie so immer dabei haben. Bei den vielen technischen Hürden momentan scheinen aber «altertümliche» Systeme wie EC-Karte oder Bargeld bedeutend resistenter gegen Fehler zu sein.