Ein Knall im Detailhandel. Lidl testet in seiner Filiale in Winterthur Töss ZH bis am 8. Oktober einen neuen Feierabend-Rabatt. Nach 17 Uhr bis Ladenschluss verkauft der Discounter das gesamte Sortiment 20 Prozent billiger. Ausgenommen sind Spirituosen, Feuerwerkskörper, Tabakwaren, Wertmarken, Reisen und gebührenpflichtige Kehrichtsäcke.
Doch der Knall stammt wohl nur aus der Leuchtpistole. Detailhandelsexperte Gotthard F. Wangler (68) war überrascht ob Lidls Ankündigung. An eine Weiterführung nach der Testphase glaubt er aber nicht. «Die Aktion ist nur ein PR-Gag. Lidl will damit auf sich aufmerksam machen. Das ist ihm gelungen», sagt er zu BLICK.
Lidl dürfte damit nicht mehr viel verdienen
Für Discounter sind solche Rabatte unüblich. Sie machen ihr Geschäft mit dauerhaft tiefen Preisen. Die Margen seien deshalb heute schon hauchdünn, sagt Wangler. «20 Prozent Rabatt sind da enorm viel. Ich kann mir nicht vorstellen, dass das rentabel ist.»
Auch die Form des Rabatts lässt Wangler stutzen. Ab einer gewissen Uhrzeit die Preise zu senken, mache nur bedingt Sinn. «Etwa beim Dorfbäcker, der sein Brot noch vor Ladenschluss los werden will. Aber nicht für einen Discounter wie Lidl», sagt er.
Die Aktion könne nicht einmal als Kampfansage an die Konkurrenten verstanden werden, sagt der Detailhandelsexperte. «Das Konzept wird keine Nachahmer finden. Die Konkurrenten werden höchstens reagieren, wenn der Feierabend-Rabatt ein sensationeller Erfolg wird. Daran glaube ich aber nicht.»