«Die Verkäufe haben gegenüber derselben Zeit im Vorjahr um 13 Prozent zugelegt», sagt Rolf Maurer, Geschäftsführer der Caritas-Märkte, zu BLICK. Im Vergleich zum Mini-Wachstum von Coop und Migros haben diese Läden Hochkonjunktur. Und das nicht nur in diesem Jahr. «Das geht schon längere Zeit so», sagt Maurer. Trotz geringer Arbeitslosigkeit und Krisenresistenz in der Schweiz.
Der Grund für den Boom liegt dabei nicht an der Zuwanderung aus krisengeschüttelten südeuropäischen Staaten, ist er überzeugt. Laut dem Armutsexperten ist der Anteil Schweizer Kunden und Migranten mit jeweils 50 Prozent stabil. Für mehr Umsatz sorgt Mund-zu-Mund-Propaganda und eine stetig wachsende Bekanntheit der Märkte. «Es besteht ein grosses Bedürfnis nach diesem Angebot», sagt Maurer.
Mit einem Umsatzplus von 15 Prozent seien Früchte und Gemüse der Renner. Maurer: «Eine gesunde Ernährung gibts bei uns noch billiger als bei Discountern.» Dank Produktsponsoren unter Einstandspreis abgegeben werden etwa der Liter Vollmilch (90 Rp.), das Kilo Reis (95 Rp.) und italienische Teigwaren im Kilopack (85 Rp.). «Wenn wir Pralinés von Lindt oder Cailler, die regulär 30 Franken und mehr kosten, für drei bis fünf Franken abgeben können, ist das ein Fest für diese armen Leute.»
Ein neues Rekordjahr
Über 600 000 Menschen in der Schweiz sind von der Armut betroffen, weitere 400 000 sind davon bedroht. Wie viele Kundenkarten, die zum Einkauf berechtigen, im Umlauf sind, wird nicht erfasst. Einkaufen darf, wer am Existenzminimum lebt, Sozialhilfe oder Ergänzungsleistungen bezieht. Pro Monat zählen die Caritas-Märkte rund 70 000 Kunden. Im Schnitt geben sie pro Einkauf 12 bis 13 Franken aus. «Ein normaler Detailhänder könnte damit nicht überleben», sagt Maurer, der bisher «nur ganz wenige Detailhandelsketten und Produzenten» nicht zur Mithilfe bewegen konnte.
Der traurige Boom hält laut Maurer an: «Es gibt ein neues Rekordjahr.» Er rechnet 2013 mit elf Millionen Franken Umsatz. Im Jahr zuvor waren es zehn Millionen.