Der Schweizer Wirtschaft gehen die Fachkräfte aus
Sushi-Köche verzweifelt gesucht

Die Politik muss in diesem Herbst über die Zuwanderung entscheiden. Plötzlich zeigen die betroffenen Unternehmen Nerven. Und wollen sich einmischen.
Publiziert: 30.07.2016 um 17:31 Uhr
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Aktualisiert: 05.10.2018 um 05:06 Uhr
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Auf dem Bürgenstock (NW) entsteht ein Hotel-Resort für eine halbe Milliarde Franken.
Foto: STEFANO SCHROETER
Moritz Kaufmann und Guido Schätti

Eigentlich hätte Severin Schwan (48) allen Grund zur Freude gehabt. Der Roche-CEO konnte am Donnerstag solide Halbjahreszahlen und eine volle Produktpipeline präsentieren. Doch bevor der – sonst stets konziliante – Chef des Basler Pharmamultis auf seine Firma einging, ging er auf den Bundesrat los. Für dessen Einwanderungspolitik hat der gebürtige Österreicher «überhaupt kein Verständnis».

Der Zeitpunkt ist kein Zufall. Gleich zwei heisse Entscheide stehen in diesem Herbst an: Wie soll die Masseneinwanderungsinitative umgesetzt werden? Und wie viele Spezialisten aus Nicht-EU-Ländern – so genannten Drittstaaten – lässt die Schweiz noch hinein? Vor eineinhalb Jahren kürzte der Bundesrat das Kontingent von 8000 auf 6500 pro Jahr – eine Reaktion auf die Masseneinwanderungsinitiative.

Langsam wirds ernst

Bis vor kurzem machten die grossen Schweizer Firmen auf cool, wenn es um die Ausländerfrage ging. Doch langsam spüren sie, dass es ernst wird. Nach dem Vorpreschen von Schwan trauen sich nun auch andere aus der Deckung. «Novartis spürt die Verschärfung bei den Drittstaatenkontingenten und nimmt diese mit Sorge zur Kenntnis», sagt Satoshi Sugimoto, Sprecher des anderen grossen Basler Pharma-Unternehmens. Und er kündigt an, sich in die Politik einmischen zu wollen: «Wir werden die Umsetzung der Masseneinwanderungsinitiative aufmerksam verfolgen und uns für eine grosszügige Auslegung einsetzen.»

Keine Sushi-Köche für den Bürgerstock?

Die Basler Pharma-Multis sind darauf angewiesen, für die Forschung Top-Leute aus der ganzen Welt nach Basel holen zu können. Doch es geht nicht nur um Wissenschaftler und Forscher, sondern auch um Sushi-Köche. Auf dem Bürgerstock NW entsteht derzeit für eine halbe Milliarde Franken ein neues Hotel-Resort der Superlative – 800 neue Jobs inklusive. Nächsten Sommer ist Eröffnung. Doch Projektmanager Bruno Schöpfer (58) hat schon jetzt Angst, dass er keine geeigneten Leute findet: «Die Behörden haben die Bremse angezogen für Bewilligungen von Ausländern aus Nicht-EU-Ländern. Ohne sie geht es aber nicht.» Für seine Restaurants sei er auf Spezialisten aus China und Japan angewiesen, sagt Schöpfer. «Sonst sind wir nicht authentisch.»

Gut möglich, dass diese Bedenken zu spät kommen.

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