Der Kampf um Notenstein
Bricht das Raiffeisen-Imperium auseinander?

Nach ihrem Sieg vor dem Schieds­gericht will sich die Privatbank Vontobel die Raiffeisen-Tochter Notenstein schnappen.
Publiziert: 18.01.2015 um 00:23 Uhr
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Aktualisiert: 30.09.2018 um 22:49 Uhr
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Pierin Vincenz (59) ist seit 1999 Chef der Raiffeisen-Gruppe.
Foto: Sabine Wunderlin
Von Martina Wacker

Es war ein langes Hin und Her. Nun haben die Richter beim Knatsch zwischen Raiffeisen und Vontobel entschieden. Und der Sieger heisst Vontobel. Doch der Streit zwischen der biederen Genossenschaftsbank und der noblen Privatbank ist nicht begraben. Im Gegenteil: Wie SonntagsBlick weiss, geht Vontobel nun in die Offensive – und will die Raiffeisen-Tochter Notenstein übernehmen.

Seit Jahren wickelt die Bank Vontobel das Anlage- und Wertschriftengeschäft für Raiffeisen ab. Nachdem Raiffeisen-Chef Pierin Vincenz (Box links) Notenstein jedoch vor drei Jahren übernahm, liegen sich die Kooperationspartner in den Haaren. Denn mit Notenstein stiess auch deren Tochter 1741 Asset Management AG zur Raiffeisen-Gruppe. Die 1741-Banker tun genau das, was laut Kooperationsvertrag ein Exklusivrecht von Vontobel sein müsste: Sie handeln mit Aktien, betreuen institutionelle Kunden und schustern Anlagevehikel zusammen.

Nachdem mehrere Aussprachen zwischen Vontobel-Chef Zeno Staub (Box rechts) und Pierin Vincenz ergebnislos geblieben waren, rief die Privatbank das Schiedsgericht an. Zwei Jahre danach haben die Richter nun entschieden.

Für Vincenz stellt sich jetzt die Frage: Wie weiter? Denn Notenstein ist an den Vertrag gebunden und darf weiterhin keine Produkte an Raiffeisen-Kunden vertreiben, bis die Vereinbarung Mitte 2017 ausläuft.

Dabei wäre es für Notenstein bitter nötig, zusätzliche Einnahmen zu generieren. Die Raiffeisen-Tochter sitzt auf einem Berg von Kosten. Das zeigt das Aufwand-Ertrags-Verhältnis von über 90 Prozent. Zum Vergleich: Bei Vontobel liegt es unter 80 Prozent.

Zudem wurde Raiffeisen im Sommer von der Schweizerischen Nationalbank als systemrelevant eingestuft. Um die Sicherheit zu erhöhen, muss Raiffeisen zusätz­liches Eigenkapital besorgen. Das kostet. Bei Vontobel reibt man sich darüber die Hände und hofft auf ein Einknicken von Vincenz. Staub bot bereits mehrmals an, Notenstein zu kaufen. Doch Vincenz winkte bisher stets ab.

Offiziell will sich Vontobel nicht äussern. «Es braucht zwei für einen Tango», sagt Sprecher Reto Giudicetti vielsagend, streicht aber die bei Vontobel geltenden Übernahmekriterien hervor: eine Schweizer Privatbank mit verwalteten Vermögen von bis zu 25 Milliarden Franken sowie einer vergleichbaren Unternehmens- und Risikokultur – alles Bedingungen, die Notenstein perfekt erfüllt.

Bei Raiffeisen wird ein Verkauf dennoch ausgeschlossen. «Notenstein ist ein wesentlicher Ertragspfeiler und trägt zur Diversifikationsstrategie bei», sagt deren Sprecher Franz Würth.

Die Frage ist nur, wie lange sich Raiffeisen den Kostenklotz noch leisten kann.

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