Banken-Aufsicht Finma will teurere Hypotheken. Raiffeisen-Chef Pierin Vincenz kontert
«Das ist ein zu starker Eingriff»

Im Interview mit BLICK äussert sich der Bündner Banker kritisch über die Einmischung der Finanzmarktaufsicht. Sinnvoll wäre für ihn eine frühere Amortisation der zweiten Hypothek.
Publiziert: 06.04.2014 um 19:06 Uhr
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Aktualisiert: 25.10.2018 um 15:54 Uhr
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Foto: Moritz Hager
Interview: Claudia Stahel

Die Finanzmarktaufsicht Finma fürchtet eine Immobilienblase. Sie will deshalb die privaten Hausbesitzer zwingen, ihre Hypotheken in kürzerer Zeit wie bis anhin zurückzahlen. In Phasen tiefer Zinsen wie derzeit, schreibt der SonntagsBlick, soll jener Zins gelten, mit dem die Banken intern ihre Sicherheitsmodelle rechnen. Dieser kalkulatorische Zins liegt heute bei gut fünf Prozent und ist damit rund doppelt so hoch wie der aktuelle Hypothekarzins. Betroffen wären all jene, die erstmals eine Hypothek abschliessen oder eine bestehende erneuern wollen. Der Aufpreis soll zur Rückzahlung der Hypothek verwendet werden.

BLICK: Pierin Vincenz, die Raiffeisen-Gruppe ist nach eigenen Angaben die Nummer 1 im Hypothekargeschäft in der Schweiz. Schiesst jetzt die Finma mit ihrer Forderung über das Ziel hinaus?
Pierin Vincenz:
Ein Einheitszinssatz, der für alle Banken gilt, ist ein zu starker Eingriff. Die Finma täte gut daran, sich nicht zu sehr einzumischen. Wir Inlandbanken haben unsere Hausaufgaben gemacht und unsere Hypotheken gut abgesichert.

Wie wollen Sie die Gefahr einer Immobilienblase bannen?
Eine Möglichkeit wäre, bei der zweiten Hypothek, also bei jenem Anteil der innert 20 Jahren zurückbezahlt werden muss, anzusetzen. Es gibt praktisch keine Vorgaben. Ein Hypothekarnehmer kann auch erst nach 18 Jahren mit der Tilgung seiner Schulden beginnen. Sinnvoll wäre aber eine Amortisation bereits innerhalb von 15 Jahren. Und der Hypothekarnehmer müsste bereits nach fünf Jahren mit einer regelmässigen Rückzahlung beginnen.

Ist diese Gefahr einer Immobi­lienblase überhaupt real?
Letztes Jahr verschärfte der Bundesrat die Eigenmittelvorschriften der Banken für Hypotheken. Die Massnahme wirkt, die Preise auf dem Immobilienmarkt haben sich etwas beruhigt. Einzig bei Renditeliegenschaften, das heisst bei Mehrfamilienhäusern und Bürogebäuden, gibt es noch starken Preisdruck nach oben.

Was ist, wenn die Zwangsamortisation der Finma trotzdem kommt?
Der Finma-Vorschlag sieht vor, dass das Geld sofort eingezogen würde. Gerade für junge Familien ist das ein Problem. Es trifft damit jene am stärksten, die man jahrelang förderte, zum Beispiel mit Mittel aus der zweiten Säule. Sie müssten mehr Eigenmittel stemmen und unter Umständen dann auf den Traum vom Eigenheim verzichten.

Welcher Zins auf dem Hypokredit wäre für Sie tragbar?
Zurzeit vergeben wir Hypotheken im Durchschnitt von 440 000 Franken. Einen Anstieg des Hypozinses auf fünf Prozent können wir in unserem Portefeuille verkraften.

Steigen die Zinsen?
Solange der künstliche Markteingriff der Finma nicht kommt, erwarte ich 2014 keinen grösseren Zinssanstieg.

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