Die Schweizer Uhrenbranche tickt nicht wie gewünscht: Im ersten Halbjahr schrumpften die Exporte um mehr als zehn Prozent. Beim Branchenführer Swatch bricht der Gewinn um über 50 Prozent ein. Schlittert die Branche in eine neue Uhrenkrise?
Heute kommt das Ungemach aus dem kalifornischen Silicon Valley. Mit der Apple Watch hat sich Apple in kürzester Zeit zu einem der umsatzstärksten Uhrenherstellern katapultiert.
Diesen Schnellzug verpasste man hierzulande: Mit Ausnahme von Tag Heuer habe die Schweizer Uhrenindustrie den Trend zur Smartwatch verschlafen, sagte Ernst Thomke (77) gegenüber der «Schweiz am Sonntag». Thomke trat in den 80er-Jahren als grosser Sanierer auf und verhalf der Swatch zum Erfolg. Nun kritisiert er, dass die Branche Smartwatches als blosse technische Spielerei abtut.
Apple verkauft 55 Prozent weniger
Nun zeigt sich aber: Der weltweite Verkauf von Smartwatches ist im zweiten Quartal gegenüber dem Vorjahr um 32 Prozent eingebrochen. Vor allem der Marktführer kränkelt: Laut Marktforschungsunternehmen IDC sank der Verkauf von Apple Watches um 55 Prozent.
Erweist sie sich als Flop? Beim iPhone stiegen seit der Lancierung 2007 die Verkäufe von Jahr zu Jahr. Es dauerte neun Jahre, bis sie dieses Jahr erstmals zurückgingen. Bei der Apple Watch war es schon nach einem Jahr so weit.
Der Schweizer Uhrenbranche dürfte das recht sein. Schon einmal drohte ihr der Untergang wegen ausländischer Konkurrenz: In den 70er-Jahren überschwemmte Japan den Markt mit günstigen Quarzuhren. Ein Grossteil der Schweizer Uhrenindustrie stand vor dem Aus. Dann gelang Nicolas G. Hayek (†82) mit der Swatch ein Coup. Die Plastikuhr wurde zu einem weltweit begehrten Modeaccessoire.
Swatch-Chef Nick Hayek (61) scheint den Optimismus geerbt zu haben: Er glaubt, im zweiten Halbjahr den Rückstand aufzuholen. Schub sollen die Olympischen Spiele in Rio bringen, wo die Swatch-Marke Omega offizieller Zeitmesser ist.