Nachdem das Volk die Unternehmenssteuerreform III am Sonntag wuchtig verworfen hat, schmieden Finanzdepartement, Parteien und Wirtschaftsverbände Pläne für eine schnelle, neue Reform. Denn ab 2019 drohen der Schweiz Sanktionen, wenn sie Holdings bei den Steuern weiterhin bevorteilt.
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Doch nun zeigt sich, dass der Druck für eine schnelle Reform nicht ganz so hoch ist. Unternehmensberater raten betroffenen Unternehmen nämlich, freiwillig zur ordentlichen Besteuerung zu wechseln.
«Wir empfehlen Unternehmen mit einem kantonalen Steuerstatus, einen Verzicht auf diesen Sonderstatus vor Inkrafttreten der geplanten Neufassung der USR III zu erwägen», sagt Denis Boivin, Leiter Steuern und Recht der Wirtschaftsprüfungsgesellschaft BDO. Auch Peter Uebelhart, oberster Steuerexperte der Beratungsfirma KPMG, sagt: «Wir raten unseren Kunden, sich mit den möglichen Folgen eines Statuswechsels auseinanderzusetzen.» Je nach Fall könne ein Wechsel rasch Rechtssicherheit schaffen.
Doch es sind nicht moralische Bedenken, die die Treuhänder leiten, sondern eine weitere Drohkulisse: Ab 2018 tauscht die Schweiz mit anderen Staaten Informationen über sogenannte Rulings aus. Unter diese Vereinbarungen zwischen Steuerbehörden und Unternehmen fallen auch die reduzierten Steuern für Statusgesellschaften, die die Schweiz mit der Steuerreform abschaffen wollte. Zudem müssen international tätige Konzerne künftig ausweisen, wie viel Gewinn sie in einem Land machen und wie viel Steuern sie dort zahlen.
Es drohen Strafsteuern
Und das kann teuer werden. Verschiedene Staaten haben Strafsteuern angekündigt, wenn bei ihnen aktive Unternehmen andernorts ihre Steuern optimieren. Daher kann es sich finanziell lohnen, in der Schweiz mehr Steuern zu zahlen, weil die weltweite Steuerlast für den Konzern sinkt. Zumal die meisten Kantone attraktive Übergangsfristen für einen Wechsel zur ordentlichen Besteuerung anbieten.
Wie viele Statusgesellschaften vom Informationsaustausch betroffen wären, lässt sich nicht sagen, da die Kantone mit den Angaben über ansässige Unternehmen geizen. In der SP geht man aber davon aus, dass sich deren Zahl verringern wird.
Ueli Maurer soll Transparenz schaffen
«Treuhänder raten schon länger zu einem Wechsel», sagt die Berner Finanzpolitikerin Margret Kiener Nellen. Sie glaubt nicht, dass es immer noch um 24'000 Unternehmen geht, wie es im Abstimmungskampf hiess. Sie fordert von Finanzminister Ueli Maurer Transparenz über die tatsächlichen Ausmasse, bevor eine neue Reform entworfen wird. Denn: «Wenn sich die Zahl der Statusgesellschaften vermindert hat, vermindert sich auch der Korrekturbedarf.»