Chef Gros gibt sein erstes Interview überhaupt
So tickt die Geldmaschine Rolex

Die Genfer Uhrenmanufaktur Rolex hat im Jahr 2013 ein historisches Rekordergebnis erzielt.
Publiziert: 16.06.2014 um 10:02 Uhr
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Aktualisiert: 01.10.2018 um 02:22 Uhr
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Einflussreicher Exponent der heimischen Uhrenindustrie: Rolex-Chef Bertrand Gros.
Foto: Getty Images
Von René Lüchinger

Sie nennen ihn «Maître Gros». Seit Jahrzehnten betreibt dieser Mann nahe dem Genfer Palais de Justice seine Anwaltskanzlei Gros & Waltenspühl. Er gehört zum diskreten Establishment der Calvin-Stadt, sass über Jahre im Führungsgremium von Economiesuisse und im Anti-Fälschungs-Zirkel der schweizerischen Uhrenindustrie – und dennoch kennt ausserhalb der welschen Juristenszene kaum ein Mensch Bertrand Gros.

Am Samstag hat «der Mann mit den intensiven blauen Augen», so die welsche Tageszeitung «Le Temps», ein Interview gegeben – das erste in seinem Leben. Er tut es in einer Eigenschaft, die aus dem grossen Unbekannten einen der einflussreichsten Exponenten der Uhrenindustrie macht: Als Präsident der Rolex SA in Genf wie der Manufacture des Montres Rolex in Biel BE gebietet er über die wertvollste Uhrenmarke der Welt.

Im Verwaltungsratszimmer im elften Stock der Genfer Rolex-Zentrale empfängt Gros die «Le Temps»-Journalisten und gewährt einen kurzen Blick ins Innenleben von Rolex. «Ein historisches Rekordjahr», sagt der Verwaltungsratspräsident, habe Rolex im Jahr 2013 erlebt. Und dies bei einer Gewinnmarge von rund 30 Prozent. Mehr an Zahlen ist dem Mann nicht zu entlocken, und doch bedeutet dies fast eine Offenbarung der Geldmaschine Rolex. Die Firma erwirtschaftet mit 10 000 Mitarbeitern einen Umsatz von rund 4,5 Milliarden Franken und produziert über 800 000 zertifizierte Uhr-Chronometer pro Jahr – so viele wie keine andere Luxusuhrenmarke der Welt.

Trotz dieser geballten Industrieproduktion hat Rolex das Image der Manufaktur bewahrt. «Wir kultivieren ein Gefühl von Exklusivität und eine Form von Knappheit», meint Gros. Im Grunde ist dies die Formel, mit der Gründer Hans Wilsdorf, ein eingewanderter Deutscher, die Marke Rolex im Jahre 1908 erfunden hat.

Kurz vor seinem Tod 1960 legte er seine Firma in eine Stiftung und übergab die Führung seinem langjährigen Mitarbeiter André Heiniger. Der hielt an der mechanischen Rolex-Uhr fest, als in den 1970er-Jahren Quarzuhren in Mode kamen, und übergab die Firmenleitung 1992 an Patrick Heiniger, seinen Sohn. Der erst dritte CEO in knapp hundert Jahren Firmengeschichte machte den nächsten Schritt in Richtung Unabhängigkeit. Er kaufte Zulieferer, Armband-, Zifferblatt- und Uhrwerkproduzenten auf und wurde 2008 überraschend entlassen.

Seither geben sich auch bei Rolex die Chefs die Klinke in die Hand, und es ist Bertrand Gros, Präsident seit 1997, der nun das Erbe Wilsdorfs zu bewahren hat. «Er wollte elegante Sportuhren, resistent gegen jede Witterung», sagt Gros, «er hatte eine Obsession für Exzellenz und Leistung.» Eine Formel, die im 21. Jahrhundert nichts von ihrer Gültigkeit verloren hat.

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