BLICK testet Taxi-Apps
Uber gegen Go! – wer gewinnt das Rennen?

Seit Donnerstag ist eine neue App von Taxiunternehmen da. Go! ist eine klare Kampfansage an Marktführer Uber. Kann die Schweizer App gegen den Digitalkonzern bestehen? BLICK macht den Test.
Publiziert: 07.03.2017 um 15:06 Uhr
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Aktualisiert: 28.09.2018 um 23:08 Uhr
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Uber gegen Go! BLICK-Praktikanten Marijana und Johannes starten gleichzeitig das grosse Rennen.
Foto: Thomas Meier
Marijana Zeko und Johannes Hillig

Es ist ein Duell David gegen Goliath. Die Smartphone-App Uber macht den Schweizer Taxi-Unternehmen gewaltig Konkurrenz. Taxi-Fahrer werfen Uber vor, sich nicht an die Gesetze zu halten und die Preise kaputt zu machen.

Es kam sogar zu Ausschreitungen. In Basel wurden Uber-Fahrer von rund 20 Täxelern eingekesselt und bedroht (BLICK berichtete).

Die App Go! soll es richten

Nun geht der Kampf in die zweite Runde. Der Verband Taxisuisse lancierte die App Go!. Das Taxi kann wie bei Uber per Smartphone bestellt und bezahlt werden. Seit letztem Donnerstag ist die App verfügbar. Die Taxigesellschaften 7x7 in Zürich, Taxis-Fribourg und Badener Taxi machen mit.

Doch wie gut ist die neue App der Taxi-Unternehmen? Kann Go! mit Uber mithalten?

BLICK macht den Test in Zürich, drei Fahrten, alle vom gleichen Startort zu demselben Ziel. Wer kann am Ende überzeugen: Marktführer Uber, Neueinsteiger Go! oder ein gewöhnliches Taxi?

Los geht der Test. Kann Go! mit Marktführer Uber mithalten?
Foto: JohannesHillig

Die Strecke: Wir starten von der Akazienstrasse 7 in Zürich-Seefeld. Ziel ist die Hardstrasse 201, direkt am Prime Tower, dem höchsten Gebäude Zürichs. Mitten durch die City.

Uber gegen Go!. So sind die beiden Autos gefahren.
Foto: Blick-Gruppe

Design: Die neue App Go! macht einen guten Eindruck. Ähnlich wie bei Uber kann man sein gewünschtes Ziel eingeben. Einfach zu bedienen und übersichtlich gestaltet. Beide Applikationen punkten.

Bezahlung: Der grosse Unterschied zu Uber liegt bei den Fahrtkosten. Oben am Bildschirm wird bei Go! ein Fixpreis angezeigt. Dieser ist tatsächlich verbindlich. Beim Konkurrenten Uber wird dagegen der Preis nur geschätzt. Auswählen kann man zudem noch zwischen drei Preisklassen bei Uber, die von der Kategorie der Autos abhängen.

Die Schweizer App Go! bietet neben der Bezahlung mit der Kreditkarte auch noch die Möglichkeit, die Fahrt per Postcard zu bezahlen. Bei Uber kann man dafür mit Paypal zahlen.

Screenshots der App go
Foto: MarijanaZeko

Stornierung: Bei Uber hat man die Möglichkeit, bis zu fünf Minuten nach Bestellung kostenfrei zu stornieren. Wird die Fahrt später annulliert, wird eine Gebühr erhoben. Diese hängt von der Autokategorie, der Strecke und der Uhrzeit ab. Eine feste Gebühr gibt es nicht.

Bei Go! läuft das Ganze anders ab. Bei Stornierung des Fahrgastes wird eine No-show-Gebühr von zehn Franken verrechnet. Bemerkenswert: Wenn der Go!-Fahrer annulliert, werden dem Fahrgast zehn Franken gutgeschrieben.

Verfügbarkeit: Nach der Auswahl der Strecke geht es bei Go! sehr schnell. BLICK muss nicht mal drei Minuten warten, dann kommt bereits das Taxi. Anders bei Uber. 15 Minuten dauert es, bis der Fahrer da ist. In der Zeit hätte man die Hälfte der Strecke zu Fuss gehen können. Auch das ganz normal per Telefon bestellte Taxi ist in fünf Minuten bei uns.

Wir müssen 15 Minuten auf unseren Uber-Fahrer warten.
Foto: JohannesHillig

Fahrtdauer: Etwas schneller war der Go!-Fahrer mit 22 Minuten. Der Uber-Ritt dauerte 28 Minuten. Der Uber-Fahrer wählte die Strecke übers Bellevue zum Central und dann das Sihlquai entlang, wogegen der Go!-Fahrer über den Seilergraben zum Central fuhr (siehe Karte).

Das per Telefon bestellte Taxi gerät in den Freitagnachmittagsverkehr. Die BLICK-Tester müssen diese Fahrt sogar abbrechen. Am Kunsthaus steigen sie aus. Sie haben mehr Geld bezahlt als mit der Go!-App und sind nur wenige Hundert Meter weit gekommen.

Der Wochendverkehr ist zu dicht. Die Fahrt mit dem normalen Taxi müssen wir abbrechen.
Foto: JohannesHillig

Service: Da gibts nichts zu kritisieren! Beide Fahrer waren freundlich und zuvorkommend. Für Go! fahren nur lizenzierte und erfahrene Taxifahrer. Das hat man auch im Test gemerkt. Der Go!-Fahrer liess uns direkt neben dem Prime Tower aussteigen, obwohl aktuell der Zugang wegen einer Baustelle erschwert ist. Mit Uber mussten wir die letzten Meter gehen.

Dafür wurde uns bei der Uber-Fahrt Wasser angeboten. Diesen Service gab es bei der Konkurrenz nicht. Beide Fahrten waren ansonsten aber zufriedenstellend. Die Autos waren gepflegt und sauber. Auf Wunsch erklärten die Lenker uns die Sehenswürdigkeiten der Stadt Zürich.

Fahrtkosten: Der Fixpreis bei Go! macht es leicht. Egal, wie lange die Fahrt dauert, der Preis bleibt gleich. So mussten wir für unsere Teststrecke 30 Franken zahlen. Der Fahrer liess den Taxameter laufen. So konnten wir sehen, dass die Fahrt ohne die App eigentlich 40 Franken gekostet hätte. Gut für uns, nicht so gut für den Fahrer. Bei Go! kann man dem Fahrer aber per App ein Trinkgeld geben – man muss aber nicht!

Bei den Kosten schlägt Uber die Schweizer App klar. Wir zahlen nur 20.43 Franken, also fast zehn Franken weniger als mit Go!. Weit abgeschlagen das gewöhnliche Taxi. Hier gibt es keinen festgesetzten Preis. Auch die Zeit wird berechnet und nicht nur die zurückgelegten Meter. Und wir standen im Stau, aber das Taxameter lief und lief. 34 Franken für wenige Hundert Meter sind das Ergebnis. Ein teurer Stau! Nur bis zum Kunsthaus kommen wir.

Fazit: Die App der Schweizer Taxi-Unternehmen kann im Design und bei der Bezahlung überzeugen. Sie ist einfach zu bedienen, und dank Fixpreis weiss man gleich, worauf man sich einlässt. Bei unserem Test war unser Taxi in kurzer Zeit da. Uber ist zwar nach wie vor günstiger.

Kurz und knapp: Go! könnte dem Platzhirsch Uber Konkurrenz machen. Die geplante Einbindung in die SBB-Reiseplaner-App könnte Go! noch einen entscheidenden Schritt vorwärtsbringen. Damit sollen Reisen von Tür zu Tür mit verschiedenen Verkehrsmitteln möglichst einfach werden. Aber: Der tiefe Preis ist und bleibt der grosse Trumpf von Uber!

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