Auf dem Bau würden sie für die gleiche Büez mehr verdienen
Gärtner wollen mehr ernten

Die Gewerkschaft Unia startet bei den 20'000 Gärtnern der Schweiz eine Unterschriftensammlung. Sie sollen mit Bauarbeitern gleichgestellt werden, mehr verdienen und früher in Rente gehen können.
Publiziert: 14.10.2016 um 21:29 Uhr
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Aktualisiert: 05.10.2018 um 20:22 Uhr
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«Es kann nicht sein, dass man als qualifizierter Gärtner mit jahrelanger Erfahrung weniger verdient als ein Handlanger auf dem Bau.» Tina Ruch, Landschaftsgärtnerin
Foto: PHILIPP ZINNIKER
Patrik Berger

Die 2000 Gärtnerinnen und 18'000 Gärtner der Schweiz haben einen harten Job. Sie mähen längst nicht nur Rasen oder pflanzen Blumen. Sie schneiden Bäume zurück, betonieren, asphaltieren. Bei Wind und Wetter. Sie chrampfen wie Bauarbeiter – zu schlechteren Bedingungen: längere Arbeitszeit, weniger Ferien und geringerer Lohn.

Ein ungelernter Gärtner erhält 3800 Franken monatlich, ein Hilfsarbeiter auf dem Bau 4500 Franken. Auf dem Bau steigt ein Neuling mit abgeschlossener Lehre bei 5500 Franken ein, der Richtlohn für einen gelernten Gärtner liegt bei 4350 Franken.

«Viele Gärtner verlassen die Branche, weil sie keine Perspektive mehr sehen und mit dem bescheidenen Lohn ihre Fami­lie kaum durchbringen», sagt Chris Kelley (30) von der Gewerkschaft Unia.

Seit 16 Jahren arbeitet Renato Luginbühl (36) aus Heimberg BE als Gärtner, er verdient 5850 Franken. «Das ist mein Traumberuf», sagt er. «Aber als Polier auf dem Bau hätte ich 1000 Franken mehr im Monat. Für die gleiche Büez. Das ist nicht fair.»

Die Arbeit sei anspruchsvoller geworden. «Wir sind immer die Letzten auf einer Baustelle. Vieles bleibt an uns hängen. Sträucher oder Bäume pflanze ich vielleicht während zwei Wochen im Jahr», sagt Luginbühl. «Die harte Arbeit geht in die Knie und belastet die Hüften.» Für ihn ist klar: «40 Jahre oder mehr halten den Job die wenigsten durch. Die Pensionierung mit 60 ist deshalb ein Muss.»

Tina Ruch (31) aus Bern arbeitet seit 13 Jahren als gelernte Landschaftsgärtnerin – für 5150 Franken. «Aber nur, weil ich jedes Jahr eine kleine Lohnerhöhung gefordert habe.» Mit 5500 Franken wäre sie zufrieden. «Es kann nicht sein, dass man als qualifizierter Gärtner mit jahrelanger Erfahrung weniger verdient als ein Handlanger auf dem Bau.»

Die körperliche Belastung spürt auch sie. Deshalb füllt sie zum Beispiel Eimer nur zur Hälfte und läuft zwei Mal. «Das geht aber nur, wenn man einen verständnisvollen Chef hat», sagt sie.

Die Unia lanciert jetzt eine Petition, um den Branchenverband Jardin Suisse an den Verhandlungstisch zu bringen. Sie fordert einen Gesamtarbeitsvertrag mit Mindestlöhnen und der Möglichkeit zur Frühpensionierung wie im Baugewerbe.

In Schaffhausen hat die Unia 2013 nach einem Streik mit einzelnen Firmen Vereinbarungen abgeschlossen. «Schaffhauser Gärtner bekommen 400 bis 600 Franken mehr als andere. Sogar in einer Grenzregion, wo deutsche Billiggärtner auf den Markt drängen», sagt Kelley.

Der Verband Jardin Suisse betont, dass es in Kantonen wie Genf oder Waadt bereits Gesamtarbeitsverträge gebe. «Wir prüfen zudem verschiedene Modelle der Frühpensionierung», erklärt Sprecher Marius Maissen (37). Aber: «Der Gartenbau kämpft nicht nur mit saisonalen Schwankungen. Sondern auch mit branchenfremden Anbietern wie Bauern, die ähnliche Leistungen zu tiefen Preisen anbieten.»

Zudem vergleiche die Unia die Mindestlöhne des Garten- und Landschaftsbaus mit denen des Bauhauptgewerbes. «Der Gartenbau ist aber dem Baunebengewerbe zuzuordnen», so Maissen.

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