Apple gewinnt Kunden
Weil Tim Cook gegen homofeindliches Gesetz wettert

Unternehmen äussern sich nur selten zu politischen Angelegenheiten, die sie selbst nicht betreffen. Tut dies aber Apple-Chef Tim Cook, beschafft ihm das je nach Aussage neue Kundschaft.
Publiziert: 28.03.2016 um 20:28 Uhr
|
Aktualisiert: 11.09.2018 um 04:39 Uhr
Tim Cook setzt sich für die Rechte Homosexueller ein.
Foto: AP/Richard Drew
Onur Ogul

Normalerweise äussern sich Firmenchefs selten politisch. Und wenn, dann nur zu Angelegenheiten, die ihr Unternehmen selbst betreffen. Viel zu gross ist die Angst vor einem Image-Verlust.

Doch scheinbar gibt es Wirtschaftsführer, die sich mehr erlauben können. Tim Cook (55), Chef des IT-Giganten Apple, beispielsweise.

Er hatte vor einem Jahr im Namen Apples öffentlich die Teilstaaten Indiana und Arkansas kritisiert, weil sie ein homofeindliches Gesetz annahmen. Konkret erlaubt es das «Religious Freedom»-Gesetz Ladenbesitzern, Schwule und Lesben aus ihren Geschäften zu schmeissen, weil sie sich durch die unerwünschte Kundschaft in ihrer Religiosität verletzt fühlen könnten. Cook lebt selbst offen homosexuell.

Keinen Einfluss auf politische Haltung

Die Professoren Aaron Chaterji und Michael Toeffel aus den USA interessierten sich für die Reaktion der Menschen auf Cooks Äusserungen. Haben sie einen Einfluss auf die politische Meinung der Menschen? Und schaden sie eventuell dem Geschäft?

Die beiden Professoren führten Online-Tests durch, wie der Wonkblog der «Washington Post» schreibt. Zwei Gruppen wurden befragt, ob sie für oder gegen das Gesetz seien. Dabei sprach sich die Hälfte der ersten Gruppe für das Gesetz aus.

Den Befragten der zweiten Gruppe erklärte man jedoch im Voraus, dass es Leute gebe, die wegen Diskriminierung gegen das Gesetz seien. Mit dieser Information sprachen sich nur noch 40 Prozent für das Gesetz aus – und zwar ungeachtet davon, ob der Name Tim Cooks fiel oder nicht. Das heisst, Cooks öffentliche Kritik hatte keinen Einfluss auf die politische Meinung der Befragten.

Einsatz für Homosexuelle zahlt sich aus

In einem zweiten Test wollten die Professoren herausfinden, ob die Aussagen Einfluss auf das Kaufverhalten der Befragten haben. Und hier zeigt sich Erstaunliches: Probanden, die im Voraus über die Kritik Cooks informiert wurden, zeigten eine erhöhte Bereitschaft, Apple-Produkte zu kaufen.

Der Einfluss erreichte jedoch hauptsächlich Menschen, die ohnehin selbst gegen das Gesetz waren. Die Kauflust von Befürwortern war von Cooks Aussagen weder positiv noch negativ beeinflusst.

Der Apple-Chef hatte es also nicht geschafft, die Einstellung der Bürger zu beeinflussen. Doch er hatte immerhin einen Platz in den Medien gefunden, indem er ein heisses Eisen anfasste. Was den Lesern in Erinnerung rief, Apple-Produkte kaufen zu gehen.

Fehler gefunden? Jetzt melden
Was sagst du dazu?
Externe Inhalte
Möchtest du diesen ergänzenden Inhalt (Tweet, Instagram etc.) sehen? Falls du damit einverstanden bist, dass Cookies gesetzt und dadurch Daten an externe Anbieter übermittelt werden, kannst du alle Cookies zulassen und externe Inhalte direkt anzeigen lassen.