Das Mittelland soll durchbohrt werden. Ab 2030 sollen Paletten-Container auf drei Spuren von Zürich bis Härkingen SO/Niederbipp BE rollen – und zwar unterirdisch.
Heute stellt der Förderverein Cargo sous terrain (CST) eine vom Bundesverkehrsamt unterstützte Machbarkeitsstudie zu einem Tunnelsystem für den Gütertransport vor. Das Ergebnis: technisch und wirtschaftlich ist das Projekt machbar.
IMAGE-ERRORDas Tunnelnetz soll aus sechs Meter durchmessenden Röhren in 20 bis 60 Meter Tiefe bestehen. Durch die werden dann Transportfahrzeuge auf Rädern mit konstant 30 Kilometer pro Stunde rollen. «Das stellt viel einfachere und damit weniger teure Anforderungen an die Sicherheit», sagt Thomas Mahrer, Leiter Wirtschaftspolitik bei Coop. Der Grossverteiler ist über die IG Detailhandel am Projekt beteiligt.
Kürzere Verteilwege - und erst noch umweltfreundlich
An den Zugangspunkten, die an wichtigen Knotenpunkten für die Schweizer Logistik wie Spreitenbach und Härkingen sitzen, können dann Güter auf Paletten vollautomatisch eingespeist oder entnommen werden. Anschliessend werden sie von städtischen Verteil-Zentren aus «mit gebündelten Fahrten in umweltfreundlichen, leisen Fahrzeugen» zum Bestimmungsort gefahren, wie es in einer Pressemitteilung des Födervereins heisst.
Mitglieder im Förderverein sind unter anderem die Swisscom, die Post, die IG Detailhandel und SBBCargo. Der Verein spricht davon, dass mit dem neuen System pro transportierter Tonne 80 weniger Kohlenstoffdioxid ausgestossen würden. Man werde ausschliesslich erneuerbare Energien verwenden.
Coop sieht Vorteile für sich
Die Tunnel sollen dazu führen, dass weniger Lagerflächen gebraucht werden. Ausserdem sollen die Schweizer Strassen und Schienen entlastet werden. Logistikchef Leo Ebneter von Coop jubelt bereits: «Gerade für die Belieferung der Stadt Zürich wäre dieses System prädestiniert, weil unsere Verteilzentralen für Zürich direkt am Netz von 'Cargo Sous Terrain' angeschlossen würden.»
Ebneter rechnet vor: «Dadurch würden täglich etwa 200 LKW-Fahrten von Coop in die Stadt Zürich entfallen.»
IMAGE-ERROR«Die Güterverkehrsprognosen sagen für die Schweiz einen Zuwachs von bis zu 45 % bis 2030 voraus», schreibt Cargo sous terrain. Die heutigen Verkehrswege würden diese Wachstumsraten nicht auffangen können. «Da ein unlimitierter Ausbau nicht möglich ist, sind neue Konzepte zur Versorgung der urbanen Zentren gesucht».
Finanzierung noch unsicher
Die Finanzierung ist noch nicht gesichert. Allein die ersten 66 Tunnel-Kilometer, die in den nächsten Jahren entlang der A1 Zürich und Härkingen SO verbinden sollen, werden 2,5 Milliarden Franken kosten. Alle Kosten für den ersten Abschnitt einberechnet sind es 3,5 Milliarden.
In den nächsten Monaten muss ein Busniess-Plan her, ausserdem stehen Gespräche mit privaten Investoren an – denn das Projekt soll nicht mit staatlicher Hilfe realisiert werden. Der Bund muss zudem noch ein Gesetz erlassen, das die CST erlaubt.
Kaum Mehrkosten für Konsumenten
Der neue Güterverkehr-Tunnel soll nicht zu teureren Produkten im Supermarkt führen. Heute kostet der Lastwagen-Transport einer Tonne Ware pro Kilometer 35 Rappen, bis ins Jahr 2030 wird er sich auf etwa 42 Rappen verteuern, rechnet der Förderverein CST vor.
«Für die 8 Rappen, die CST mehr kostet, bekommt der Kunde auch einen Mehrwert, der deutlich über dem höheren Preis liegt», sagt Peter Sutterlüti, Präsident des Fördervereins in der «Coop-Zeitung».
Er zählt auf: Direkte Wege, Lieferung just in time, zusätzliche Lagerfläche, weniger Konsolidierungsaufwand.