Der faire Preis für einen Liter Benzin liegt bei 12 Franken», sagt Anton Gunzinger (57). Der Mann ist nicht irgendein Spinner. Er ist Professor an der ETH Zürich und Gründer der Firma Supercomputing Systems AG. Die Entwicklung eines superschnellen Computers («Giga Booster») machte den Bauernsohn aus dem Solothurner Jura in der ganzen Welt bekannt. Das renommierte «Time Magazine» kürte ihn 1994 zu einem der hundert wichtigsten Persönlichkeiten des kommenden Jahrhunderts.
Heute treibt die Energiestrategie 2050 des Bundes Gunzinger um. Seine Ziele sind alles andere als bescheiden: Er will die Schweiz zum «energiepolitischen Paradies» auf Erden machen. «Wir Schweizer könnten im Umgang mit Ressourcen eine Vorreiterrolle einnehmen», sagt er zu BLICK. Seine Forderungen, die er am Donnerstag auf einer Mitgliederversammlung des VCS in Aarau präsentierte, sind:
- Reduktion nichterneuerbarer Energien um 90 Prozent.
- Reduktion des CO²-Ausstosses um 90 Prozent.
- Schluss mit Subventionen von Energie und Mobilität.
- Kein Atomstrom.
Um diese Ziele umzusetzen, will Gunzinger dort ansetzen, wo es die Menschen am meisten spüren: beim Portemonnaie. «Nur so ist die Wende zu schaffen.» Gunzinger fordert, dass Autofahrer für den verursachten Lärm, für verstopfte Strassen, den CO2-Ausstoss und den Unterhalt der Strassen einen fairen Preis zahlen müssen. «Wer Ressourcen verschleudert, bezahlt dafür», sagt Gunzinger. Und zwar nicht zu knapp, denn sonst nützt es in der reichen Schweiz nichts. «Die Energie muss massiv teurer werden, damit die Menschen ihr Verhalten ändern», sagt Gunzinger.
Laut dem ETH-Professor soll sich der Literpreis Benzin bis zum Jahr 2025 auf 11.62 Fran-ken verteuern. Dies entspricht mehr als dem Sechsfachen des heutigen Preises an der Zapfsäule.
Die Folge wäre, dass Automobilisten unnötige Fahrten reduzieren und nicht mehr alleine mit dem Fahrzeug an die Arbeit fahren. Manche würden wohl auch ganz aufs Auto verzichten oder auf Elektro- und Hybridfahrzeuge umsteigen.
Profitieren soll, wer die Ressourcen schont. Sechs Franken pro Liter Benzin sollen direkt der Bevölkerung zugut kommen. Mit den übrigen Mehreinnahmen sollen die Steuern gesenkt werden.
«Energieverschwender wie Offroader-Fahrer werden zur Kasse gebeten», sagt Gunzinger. Für den durchschnittlichen Energieverbraucher soll sich aber nichts ändern. «Unter dem Strich werden alle profitieren», verspricht Gunzinger.