Synthetisches Gras erobert die Schweiz
«Diese Droge ist alles andere als ungefährlich»

Eine neue Droge aus synthetischem Cannabis ist vor den Toren von Genf im Umlauf. Der Konsum stieg in den vergangenen Jahren laufend an. Jetzt schlagen französische Behörden Alarm.
Publiziert: 30.03.2015 um 16:48 Uhr
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Aktualisiert: 07.10.2018 um 09:13 Uhr
Synthetisches Gras auf dem Vormarsch
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:Synthetisches Gras auf dem Vormarsch

In Genf geht die Angst vor einer neuen Droge um. In den französischen Vororten der Stadt ist eine synthetische Form von Cannabis auf dem Vormarsch – und sorgte schon für mehrere Notfälle.

In der Szene ist die Droge unter dem Namen «K2» oder auch «Spice» bekannt. In der Stadt Annecy (F), nur knapp 20 Minuten von Genf entfernt, hat sie bis Mitte März bereits zu sechs Vergiftungsfällen geführt, schreibt «Le Matin». Im Extremfall kann die Droge zu einer Herzattacke und zu einem Schlaganfall führen. Für Eric Maillaud, Staatsanwalt von Annecy, ist deshalb klar: «Die Droge ist alles andere als ungefährlich. Sie ist viel aggressiver als natürliches Cannabis.»

Droge wird per Post geliefert

Das bestätigt auch Oliver Berg, ärztlicher Leiter vom Zentrum für Suchtmedizin «Arud» in Horgen ZH. «Im Gegensatz zum natürlichen Cannabis wirkt die synthetische Form kaum noch beruhigend», sagt Berg auf Anfrage von Blick.ch. «Spice kann deshalb zu einer starken Intensivierung der Wahrnehmung führen und zahlreiche Nebenwirkungen mit sich bringen.»

Aufgetaucht ist die Party-Droge bereits vor einigen Jahren in der USA. «Eine Zeit lang war sie dort vor allem unter Studenten an den Colleges verbreitet», sagt Berg. Bezogen wird das Gemisch aus synthetischen Cannabinoiden und verschiedenen getrockneten Pflanzenteilen meist aus dem Internet und kommt dann direkt per Post zu den Käufern. «Eine Kontrolle ist deshalb kaum möglich», sagt Maillaud. Die Behörden hätte aber in den vergangenen Jahren einen klaren Anstieg des Konsums festgestellt.

«Der Handel macht auch an den Grenzen nicht Halt»

Wie sehr das Geschäft mit dem gefährlichen Spice floriert, zeigt das Beispiel einer jungen Dealerin, welche die Polizei in Annecy festgenommen hat. Die erst 15-jährige Teenagerin hatte mehr als 2000 Kontakte von möglichen Kunden auf ihrem Handy abgespeichert. Während eines Jahres soll die Jugendliche monatlich bis zu 1500 Franken mit dem Vertrieb der Droge dazuverdient haben.

In der Schweiz sind gemäss Berg noch keine Zwischenfälle mit dem synthetischen Cannabis bekannt. Für Eric Maillaud ist das aber kein Grund, Entwarnung zu geben. «Die Droge ist in Frankreich und in Schweden bekannt und sie ist ganz sicher auch in der Schweiz», sagt der Staatsanwalt. «Der Handel macht auch an den Grenzen nicht Halt.» (cat)

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