Pinienbäume umsäumen das Haus im spanischen Städtchen Segur de Calafell, rund 70 Kilometer von Barcelona entfernt. Von der Terrasse aus sieht man weit aufs azurblaue Meer hinaus. Die drei Schlafzimmer sind mit viel Liebe zum Detail eingerichtet, Fotos der Familie Giannini aus Hittnau ZH hängen an den Wänden.
Doch seit November dürfen die Schweizer das Haus nicht mehr betreten. Eine Spanierin hat sich mit Kind und Kegel im Gebäude eingenistet, verwüstet das Anwesen – und ist laut spanischem Gesetz im Recht.
Nur ein richterlicher Beschluss hilft
«Das entzieht sich jeder Logik», sagt Sonja Giannini (64). «Das Recht liegt immer bei der Delinquentin.» In Spanien gilt: Ist ein Gebäude 48 Stunden lang besetzt, ohne dass die Besitzer Anzeige erstatten, können die neuen Bewohner nur durch einen richterlichen Beschluss weggewiesen werden.
«Wir dürfen unser eigenes Grundstück nicht mehr betreten – wir würden uns strafbar machen. Die Polizei hat uns sogar davor gewarnt, dem Haus zu nahe zu kommen», sagt Mario Giannini (63).
Mitte Februar startete der Prozess gegen die unerwünschte Bewohnerin des Ferienhauses – auf ein Urteil warten Gianninis bis heute. «Wir wissen nicht, wann das Gericht einen Entscheid fällt», sagt Mario Giannini. «Doch die Besetzerin hat bereits damit gedroht, Rekurs einzulegen, falls das Urteil zu ihrem Nachteil ausfällt.» Damit könnte es Monate dauern, bis die Frau weggewiesen werden kann. «Diese Machtlosigkeit und das Unverständnis belasten uns und zerren enorm an den Nerven», sagt Giannini.
Kein Einzelfall
Seit 35 Jahren besitzt Mario Giannini das Ferienhaus. «Ich will andere Menschen zur Vorsicht anhalten, um sie vor dem gleichen Schicksal zu bewahren», sagt Mario Giannini. Denn sein Problem ist kein Einzelfall.
Gut organisierte Banden nutzen das spanische Gesetz zu ihrem Vorteil und machen sich in der Abwesenheit der Besitzer in fremden Gemächern breit oder vermieten diese illegal an Menschen in Wohnungsnot. Bis zum Gerichtsbeschluss dauert es bis zu einem Jahr, während dem die Besetzer gratis wohnen.
Chaos und Verwüstung
«Alles, was wir über die Jahre mit so viel Liebe hegten und pflegten, wird nun bösartig und nachhaltig zerstört», so die Besitzer. Fotos aus dem Innern des Ferienhauses zeigen Chaos und Verwüstung. Manche Möbel stellten die Besetzer kurzerhand bei Wind und Wetter nach draussen.
«Auch wenn wir das Haus eines Tages zurückbekommen – ich kann mir nicht vorstellen, dort je wieder meine Ferien zu verbringen», sagt Giannini.