Claudia Medosch (31) steht im Zürcher Restaurant «Au Gratin». Hier sorgt sich die Betriebsleiterin um das Wohl der Gäste. Wenn es sein muss, stellt sie sich dafür auch drei erwachsenen Asylbewerbern in den Weg, die eine Handtasche klauen wollen: «Ich wusste nicht, ob sie Waffen bei sich haben. Stoppen wollte ich sie auf jeden Fall», sagt Medosch.
Samstagabend, 23 Uhr, das Restaurant ist voll. Paare beim Dinner, Teenager auf der Tanzfläche, feuchtfröhliche Biertrinker. Und auf dem Balkon: Drei verdächtige Typen. «Sie mieden meinen Blick, schienen unentschlossen und nervös», sagt Medosch. Sie sieht, wie das Trio eine Pfeffermühle mitgehen lässt. «Dazu trug einer eine völlig unpassende Frauenhandtasche. Da wurde ich misstrauisch.»
Die Asylbewerber aus Tunesien und Algerien (18 bis 21) bemerken die Mitarbeiterin, wollen fliehen. Doch Medosch versperrt den Weg. Und nach einer lautstarken Diskussion eilen ein Securitas von der Bar im Erdgeschoss sowie Servicemitarbeiter Micha Büehler (19) zu Hilfe. «Ich musste die Typen kräftig auf die Barstühle drücken, erst nach drei Minuten wurden sie ruhig», so Büehler.
Diebe klauten Bargeld, Handys und Bankkarten
Die Angestellten halten die Diebe zehn Minuten fest, dann trifft die Polizei ein. «Noch im Restaurant klickten die Handschellen und alle wurden abgeführt», sagt Büehler. Auf dem Posten zeigt sich: Die Gangster klauten nicht nur die Tasche, sondern auch Bargeld, Handys und Bankkarten.
Der Chef vom «Au Gratin» ist sehr stolz auf seine mutigen Mitarbeiter. «Sie hören es nicht gerne», sagt Betriebsinhaber Urs Pfäffli (50), «aber sie haben sich vorbildlich verhalten. Ich kann mir keine besseren Mitarbeiter wünschen.»
Diebstähle häufen sich: «Meine Mitarbeiter sind dafür speziell geschult. Sie haben sogar Trillerpfeifen, um Alarm zu schlagen.» Claudia Medosch benutzte diese nicht. Heldenmut? Sie mustert ihren Kollegen Micha Büehler und sagt dann: «Nein. Ich wusste, dass ich meine Kollegen im Rücken habe. Das gab mir den nötigen Mut.»