Mehrere Beamte der Kantonspolizei Zürich erscheinen heute Morgen früh gegen 5.30 Uhr an der Rezeption des Nobel-Hotels Baur au Lac. Sie verlangen die Schlüssel für die Zimmer von sechs Gästen, hohen Fifa-Funktionären.
Journalist Michael S. Schmidt von der «New York Times» ist in der Hotel-Lobby, als die Polizisten auftauchen. Er schiesst ein Foto, schickt es via Twitter um die ganze Welt.
Für die noble Zürcher Adresse ist dies mehr Aufmerksamkeit als gewünscht – schliesslich lieben es die Gäste möglichst diskret.
Vorerst bleibt jedoch noch alles ruhig, «während die Schweizer Strafvollzugsbeamten in den oberen Etagen nach Fifa-Funktionären sucht», schreibt Schmidt auf Twitter. Dann verlassen die Beamten mit Beweismaterial das Gebäude.
Zu diesem Zeitpunkt haben weitere Medien Wind gekriegt von der Polizeiaktion. Schmidt: «Der Concierge hier in der Lobby wird mit Telefonanrufen bombardiert. Es klingt, als wären es Presseanrufe. Sein Englisch ist nicht gerade grossartig.»
Die Verhafteten würden friedlich von den Beamten aus dem Hotel hinauseskortiert. Ohne Handschellen. «Das Hotelpersonal flippt währenddessen komplett aus», schreibt Schmidt. Bei einem der Männer habe die Verhaftung ausgesehen, als wäre es ein Gast, der mit Freunden das Hotel verlässt.
Einige gehen auch durch den Hinterausgang, wie ein amerikanischer Reporter zum «Tages-Anzeiger» sagt: «Wir konnten beobachten, wie mehrere Funktionäre durch den Personaleingang abgeführt und in ein ziviles Auto gebracht wurden.»
Vor dem Gebäude versammeln sich bald zahlreiche Fotografen und TV-Journalisten. Die Hotel-Angestellten versuchen die verhafteten Fifa-Funktionäre mit Tüchern so gut es geht vor neugierigen Blicken zu verbergen. Wer nicht Gast ist, wird vorübergehend nicht mehr bedient und weggeschickt, wie BLICK-Reporter Peter Hossli am eigenen Leib erfährt.
Offiziell hat sich die Hotel-Direktion bisher zur Polizeiaktion im Baur au Lac nicht geäussert. (noo)