Boutiquen-Besitzerin Trudie Götz zum Rassismus-Vorwurf
«Es tut mir leid – aber vielleicht ist Oprah etwas empfindlich»

Die Besitzerin der Luxusboutique Trudie Götz nimmt Stellung zum Rassismus-Vorwürfe von Oprah Winfrey.
Publiziert: 10.08.2013 um 00:00 Uhr
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Aktualisiert: 07.10.2018 um 13:49 Uhr
Trudie Götz: «Ich kann der Verkäuferin nichts vorwerfen»
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:Trudie Götz: «Ich kann der Verkäuferin nichts vorwerfen»
Von Dominik Hug

BLICK: Sind Sie eine Rassistin?
Trudie Götz: Um Himmels willen, nein! Ich beurteile die Menschen weder nach ihrer Hautfarbe noch nach ihrem Einkommen. Ich behandle alle gleich. Und das erwarte ich auch von meinen Angestellten.

Oprah Winfrey beklagte sich im US-Fernsehen, dass eine Ihrer Verkäuferinnen in Zürich ihr aus rassistischen Gründen keine teure Tasche zeigen wollte. Hand aufs Herz: Stimmt der Vorwurf?
Nein, er ist absurd. Oprah kam ins Geschäft, wollte die Kroko-Tasche sehen. Sie erkundigte sich nach dem Preis. Als meine Verkäuferin ihr sagte, dass sie
35 000 Franken kostet, hat sie gestutzt. Meine Verkäuferin hat ihr danach angeboten, dieselbe Tasche in anderen Materialien zu zeigen. Doch die wollte Oprah nicht sehen.

Warum spricht Oprah Winfrey dann von Rassismus?
Das weiss ich auch nicht. Es tut mir leid, aber vielleicht ist sie diesbezüglich auch etwas empfindlich. In einem New Yorker Laden fühlte sie sich ja einst auch benachteiligt. Vielleicht war sie auch etwas beleidigt, weil man sie in unserem Geschäft nicht direkt erkannt hatte. Was in der Schweiz ja gerne geschieht. Deshalb schätzen internationale Stars unser Land. Hier lässt man sie in der Regel in Ruhe.

Haben Sie einen ähnlichen Fall schon einmal erlebt?
Nein. Ich schule mein Personal regelmässig, was den Umgang mit Kunden angeht. Wir leben ja auch von ausländischer Kundschaft jeglicher Herkunft. Bei uns sind alle willkommen. Gutes Benehmen ist für unsere Branche überlebenswichtig. Wir würden nichts verkaufen, wenn wir schnoddrig wären und keine Manieren hätten. Wer in diesem Preissegment einkaufen geht, verlangt nach perfektem Service. Bei uns ist jeder Kunde König. Wir erfüllen jeden Wunsch. Bei uns wird niemand taxiert. Dafür bürge ich schon seit Jahrzehnten.

Verkaufen Sie eigentlich oft Handtaschen für 35 000 Franken?
Im Schnitt etwa zwei pro Saison. Diese Krokodilleder-Tasche ist die exklusivste in unserem Geschäft. Das Modell, das Oprah Winfrey haben wollte, gibt es in unterschiedlichen Materialien: Krokoleder, normales Leder, Wildleder, Straussenleder. Entsprechend unterschiedlich sind auch die Preise.

Hat der Vorfall Konsequenzen für Ihre Mitarbeiterin?
Nein. Sie hat alles richtig gemacht. Ich kann ihr nichts vorwerfen. Sie arbeitet schon seit fünf Jahren bei mir und ist eine ausgezeichnete Verkäuferin. Ihr tut das sehr leid. Ich stelle jede Mitarbeiterin persönlich ein und überlege mir immer genau, wer in welchem Geschäft arbeitet. Besagte Mitarbeiterin arbeitet normalerweise in St. Moritz, wo es die anspruchsvollste Kundschaft gibt. Sie ist also sehr sensibilisiert. Ich betone nochmals: Meine Verkäuferin hat es nur gut gemeint, als sie Oprah andere Taschen zeigen wollte. Das ganze Sortiment vorzuführen, gehört für mich zu einem perfekten Service. Ich bedauere es, dass genau dieser Service Oprah in den falschen Hals kam. Wie gesagt, es war ein sogenanntes Malentendu, ein Missverständnis. Wahrscheinlich auch wegen der Sprache. Die Verkäuferin ist Italienerin. Sie spricht zwar sehr gut Englisch, aber Englisch ist halt nicht ihre Muttersprache.

Sie waren mit Oprah an der Hochzeit von Tina Turner. Haben Sie die US-Talkerin gekannt?
Nein. Ich kenne sie nur vom Fernsehen. Ich habe sie an Tinas Hochzeit natürlich gesehen, aber wir haben nicht miteinander gesprochen. Leider. Denn dann hätten wir das gleich aus der Welt schaffen können.

Was denken Sie, erleiden Ihre Geschäfte nun einen Imageverlust?
Ich hoffe es nicht. Wobei die Reaktionen extrem sind. Sogar das englische Fernsehen hat angerufen. Ich wünsche mir, dass ich den Vorfall möglichst schnell mit Oprah persönlich klären kann.

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