Ernährungsberaterin über Daniel Jositsch
«Ein solcher Gewichtsverlust kann depressiv machen»

Er hat in fünf Monaten 30 Kilo abgenommen. Was der Extrem-Gewichtsverlust mit dem Körper des SP-Politikers macht, erklärt die diplomierte Ernährungsberaterin Maria Imfeld (51) im Blick.ch-Interview.
Publiziert: 04.02.2014 um 12:00 Uhr
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Aktualisiert: 01.10.2018 um 04:05 Uhr
Gestern Abend präsentierte sich der SP-Politiker Daniel Jositsch in der SRF-Sendung «Schawinski» rank und schlank. Zum Vergleich ein Foto vom 12. Dezember 2011.
Von Claudia Mascherin

Frau Imfeld, wie ist es überhaupt möglich fast 30 Kilo in fünf Monaten abzunehmen?
Die Energiezufuhr muss gedrosselt werden. Man muss wesentlich weniger essen, als der Körper verbraucht oder sich deutlich mehr bewegen. Es ist wie bei einem Bankkonto. Wer mehr Geld abhebt als er auf dem Konto hat, rutscht ins Minus. Genauso ist es mit dem Körper. Wer mehr Energie verbraucht als er zu sich nimmt, verliert Masse. Dabei müssen Frauen mehr auf die Ernährung achten, während Männer viel durch Bewegung erreichen. Männer können sich beim Essen eher mal was leisten.

Was bedeutet dieser radikale Gewichtsverlust für den Körper - ist das überhaupt Gesund?
Sofern der Gewichtsverlust nicht durch eine Krankheit bedingt ist, fühlt sich Herr Jositsch bestimmt fitter. Er muss weniger Gewicht mit sich tragen. Meist verbessern sich bei der Gewichtsabnahme auch die Cholesterinwerte und der Blutdruck. So ein radikaler Gewichtsverlust kann sich auch auf die Organe auswirken. Dabei kommt es aber immer darauf an, wie deren Zustand vorher war. 

Die Haut von Herrn Jositsch wirkt etwas schlaff. Hätte er das verhindern können?
Wer schnell abnimmt, hat grundsätzlich immer überschüssige Haut. Das Problem nimmt im Alter noch zu. Bei jungen Leuten sehen wir das weniger. Dort mag der Körper eher mithalten. Es spielt auch immer eine Rolle, wie lange die Haut schon überdehnt war. Aber im Alter ist es sowieso schwierig dagegen anzukommen. Bewegung hilft. Auch Massagen schaden sicher nicht. Sie regen die Durchblutung an und die Haut wird elastischer. Ganz verhindern lässt sich die schlaffe Haut aber nicht.

Wie wirkt sich so ein Gewichtsverlust auf die Psyche aus?
Das ist sehr individuell und kann unter Umständen sogar depressiv machen. In jedem Fall steht man unter Beobachtung. Die Leute wollen wissen, was passiert ist und wie man es geschafft hat so viel abzunehmen. Andere schauen nur und sagen nichts. Während sich die einen über diese Reaktionen freuen, üben sie bei anderen Druck aus. Das Empfinden ist aber sehr komplex, jeder ist anders.

Jositsch meinte: «Abnehmen ist nicht schwer, das Gewicht zu halten schon.» Was sagen Sie?
Das Gewicht zu halten ist mit das Schwierigste. Darum rate ich niemandem zu einer Radikal-Diät. Die Fettzellen schütten Hormone aus und die regen den Hunger an. Der Körper will wieder zurück zum alten Modell. Wie in der Urzeit baut er dann wann immer möglich Reserven an, meist in Form von Fettzellen. Ich will nicht schwarzmalen, aber das Risiko eines «Jojo-Effekts» ist gross.

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