Ein regelrechter Saubannerzug bahnte sich gestern Abend durch die Strassen Zürichs. Die Krawallanten zerstörten Schaufensterscheiben, zündeten Autos und Container an und lieferten sich eine Schlacht mit der Polizei. Sieben Beamte wurden dabei verletzt, sie mussten in Spitalpflege. Die Ausrüstung einer Polizistin fing Feuer.
Rund 200 Demonstranten waren an der unbewilligten Demo beteiligt. Viele waren mit Stangen, Schlagstöcken und Wurfgegenstand bewaffnet, teilte die Stadtpolizei Zürich heute mit. Einige der Aktivisten trugen Kopfschütze, Gasmasken und Schutzanzüge.
Brennende Fackel im Polizeiauto
Die unbewilligte Demo lief unter dem Motto «Reclaim the Street» («Holt euch die Strasse zurück»). Aktivisten hatten per SMS zu einem «Spaziergang gegen eine Stadt der Kontrolle und Profite» aufgerufen.
Mit Steinen und Feuerwerkskörpern beschossen die Chaoten die Polizisten. Eine Patrouille wurde besonders massiv angegriffen. Als sich die Beamten im Polizeiauto in Sicherheit brachten, rissen die Aktivisten die Türen auf und warfen eine brennende Fackel in den Wagen.
Restaurantgäste flüchteten in den Keller
Die Demonstranten plünderten auch mehrere Geschäfte auf ihrem Saubannerzug und zündeten Bäume an. Mehrere Schaufensterscheiben gingen zu Bruch. Bei einem vollbesetzten Restaurant schlugen die Randalierer alle Scheiben ein. Die Gäste flüchteten in das Untergeschoss.
Die Polizei konnte den Hauptzug um Mitternacht mit Gummischrot, Wasserwerfern und Tränengas auflösen. Im Gebiet Europaallee und Lagerstrasse kam es zu weiteren Scharmützeln. Ein Grossaufgebot von Stadtpolizei und Kantonspolizei war noch bis um 02.30 Uhr im Einsatz. Vier Personen wurden festgenommen.
Hunderttausende Franken Schaden
Betroffen war auch der öffentliche Verkehr. Laut einer Mitteilung der Verkehrsbetriebe Zürich (VBZ) waren Tram- und Busbetrieb im Raum Militär-/Langstrasse zeitweise blockiert.
Der Sachschaden beläuft sich auf mehrere Hunderttausend Franken.
Der Verband Schweizerischer Polizei-Beamter (VSPB) wiederholte in einer Mitteilung seine Forderung, dass die Politik das Problem der Gewalt gegenüber Polizisten und Polizistinnen angehen müsse. Eine brennende Fackel ins Innere eines Polizeifahrzeuges zu werfen, sei in seinen Augen einem vorsätzlichen Tötungsversuch gleichzusetzen, liess sich Verbandspräsident Jean-Marc Widmer im Communiqué zitieren.
In Zürich ist es in den letzten Jahren wiederholt zu ähnlich gewaltsamen Demonstrationen gekommen. So etwa 2012 unter demselben Motto oder im Frühling 2013 nach der Räumung des besetzten Binz-Areals. (kmv/mad/sda)