Rund 150 Personen fanden sich gestern Nachmittag auf dem Helvetiaplatz im Zürcher Kreis 4 für die 1.-Mai-Nachdemo ein. Die Gruppe Linksautonomer wurde aber von Anfang an von einem Grossaufgebot der Polizei umgeben. Nach einigen Kampfreden mit Provokationen von Seiten der Demonstranten schritt die Polizei um etwa 16 Uhr ein, kontrollierte die Teilnehmer und löste die Kundgebung auf.
Bei dem traditionellen 1.-Mai-Umzug des Zürcher Gewerkschaftsbundes und des 1.-Mai-Komitees am Morgen war es laut der Zürcher Polizei zu teilweise massiven Sachbeschädigungen gekommen. Gegen 10 Uhr hatten sich rund 10'000 Demonstranten auf dem Helvetiaplatz versammelt und waren von dort durch die Stadt bis zum Sechseläutenplatz gezogen, wo am Mittag die Schlusskundgebung stattfand.
Unter den Demonstranten hätten sich rund 300 Linksautonome befunden, schreibt die Polizei in einer Mitteilung. Sie hätten wiederholt Rauchpetarden und Knallkörper gezündet, Scheiben eingeschlagen und Farbbeutel an Fassaden geworfen. Die Chaoten hatten es dabei insbesondere auf Gebäude der Kantonspolizei abgesehen. Die Polizei rechnet mit einem Schaden von mehreren 10'000 Franken.
Schliessfach in die Luft gesprengt
Die linksautonomen Aktivisten hatten die Behörden dieses Jahr bereits vor dem 1.-Mai-Marsch auf Trab gehalten. In der Nacht auf Sonntag hatten Unbekannte am Bahnhof Enge ein Schliessfach in die Luft gesprengt. Wie die Polizei mitteilte, war vermutlich ein Feuerwerkskörper gezündet worden. Die Umgebung wurde grossräumig abgesperrt.
Auf die Schliessfächeranlage sei vorher der Schriftzug «RAZ» geschmiert worden, die Abkürzung des Revolutionären Aufbaus Zürich. Zudem sei es auch beim Kasernenareal im Kreis 4 zu «zahlreichen Sprayereien» gekommen, schrieben die Stadt- und Kantonspolizei in einer gemeinsamen Mitteilung.
Bereits am Freitagabend hatten linke Aktivisten zudem bei einem Saubannerzug durch die Kreise 3 und 4 Verwüstung hinterlassen. Sie zündeten ein Auto und mehrere Container an, schlugen Scheiben ein und verschmierten Fassaden. Es entstand ein Sachschaden in der Höhe von rund 200'000 Franken.
Zudem hatten es die Chaoten auch auf die Beamten abgesehen. Die Demonstranten hätten sich «äusserst gewaltbereit gezeigt», schrieb die Stadtpolizei. Mit Steinen und Feuerwerkskörpern waren Protestierende auf die Polizisten losgegangen. Neun Personen waren festgenommen worden.
Demos auch in anderen Städten
In anderen Schweizer Städten fanden am Tag der Arbeit ebenfalls 1.-Mai-Kundgebungen statt. In Basel zogen rund 1000 Demonstranten durch die Stadt, auch in Bern waren es mehrere Hundert. Auf dem Bundesplatz wandte sich Giorgio Tuti, Vizepräsident des Schweizerischen Gewerkschaftsbundes, an die Teilnehmer der Kundgebung. Der Kampf für soziale Gerechtigkeit müsse weitergehen, rief er den Genossinnen und Genossen zu.
Denn die bürgerliche Mehrheit im Bundeshaus beschliesse Steuergeschenke für Reiche, stecke grosszügig Geld in Armee und Landwirtschaft und lasse andere die Zeche dafür zahlen.
Die Sparübungen erfolgten «auf Kosten der Normalsterblichen, der Arbeitnehmer, der Familien, der Jugend und der Rentner», kritisierte Tuti, der die Gewerkschaft des Verkehrspersonals (SEV) präsidiert. «Diese Politik wird nicht aufgehen, das Volk wird sich dagegen wehren, auf der Strasse und an der Urne.» (cat/lha/SDA)
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