Amoklauf in Menznau: Der 42-jährige Viktor B.* betritt heute Morgen um 9 Uhr ein Gebäude in der Holzverarbeitungsfirma Kronospan. Er zieht eine Pistole und eröffnet das Feuer. Gezielt schiesst er in der Werkstatt, im Gang zur Kantine und in der Kantine auf Menschen.
Das Blutbad ist verheerend. «Es gab drei Tote und sieben Verletzte», bestätigt Polizeisprecher Simon Kopp gegenüber Blick.ch. Der Täter sei unter den Toten. Sechs Menschen sind schwer verletzt, einer leicht. Alle Opfer sind Schweizer.
Auch der Täter ist ein Schweizer Bürger, hat jedoch kosovarische Wurzeln.
Prominentes Opfer
Unter den Toten ist auch ein prominentes Opfer: Es handelt sich dabei um Kranzschwinger Benno Studer (†26) aus dem Entlebuch. Studer gewann 2011 am Innerschweizer Schwingerfest.
«Der Täter war seit 17 Jahren bei uns, ein ruhiger Mann, sonst sind keine Zwischenfälle mit ihm bekannt», sagt Mauro Capozzo, Kronospan-CEO, am Nachmittag in einer Pressekonferenz.
Hat sich einer seiner Kollegen dem Amokläufer in den Weg geworfen? Es sei während der Schiesserei «möglicherweise noch zu einer Auseinandersetzung» gekommen, gab die Polizei bekannt. Das sei aber noch Gegenstand der Ermittlungen.
BLICK weiss: Täter Viktor B. ist Maschinenführer und Familienvater. Über sein Motiv ist nichts bekannt. Laut CEO Capozzo seien in letzter Zeit keine Kündigungen ausgesprochen worden.
Das Gebiet rund um die Holzverarbeitungsfirma war heute Morgen grossräumig abgesperrt. Laut Anwohnern war die Sondereinheit Luchs im Einsatz. Die Schweizerische Rettungsflugwacht Rega flog mit drei Helikoptern zum Einsatzort.
Schüsse fallen beim Znüni in der Kantine
Eine Anwohnerin sagte am Morgen gegenüber Blick.ch, dass sich der Amoklauf in der Kantine ereignet habe. «Mein Sohn war beim Znüni, als jemand das Feuer eröffnete.»
Urs Fluder, Konzernleitungsmitglied Kronospan, nahm gegenüber Radio Pilatus Stellung zum dramatischen Ereignis:
Wir sind alle in einem Schockzustand. Wir machen alles Menschenmögliche, um die Angehörigen adäquat zu betreuen und finanziell zu unterstützen. Der Betrieb wird soweit möglich aufrecht gehalten.»
Die Firma werde einen Care-Fonds für Angehörige einrichten, sagte Fluder während der Pressekonferenz am Nachmittag.
Firma musste umstrukturieren
Erst vor wenigen Tagen wurde bekannt, dass der Betrieb die Produktion drosseln muss, «wegen den schlechten Erntebedingungen im letzten Herbst», wie der Willisauer Bote aus einer Pressemitteilung der Firma zitierte. Neben verschiedenen Sägewerken müsse auch die Kronospan die Produktion drosseln.
Der Gemeindepräsident von Menznau, Adrian J. Duss, reagierte mit tiefer Betroffenheit auf die Schiesserei bei Kronospan. Was passiert sei, sei unfassbar und unbegreifbar und mache ihn sprachlos, sagte er gegenüber der Nachrichtenagentur sda.
Die Gemeinde hat eine Halle für die Betreuung der Mitarbeiter und ihren Angehörigen zur Verfügung gestellt.
Bundesrätin Widmer-Schlumpf: «Schrecklich»
Auch Justizministerin Simonetta Sommaruga äusserte sich zur Bluttat in Menznau: «Uns wurde aufgezeigt, welch unglaubliches Leid Waffen anrichten können», sagte die SP-Bundesrätin. Je nach Erkenntnissen der Polizei werde sich zeigen, welche Schlüsse aus dem Amoklauf gezogen werden müssten. «Wir sind uns bewusst, dass das Waffenrecht laufend verbessert werden muss. In den letzten Jahren wurde bereits viel getan, aber wir sind noch nicht am Ziel.»
Zuvor hatte bereits Bundesrätin Eveline Widmer-Schlumpf gesagt: «Wir entbieten den Angehörigen unser tiefes Beileid. Wir kennen keine Details, aber was geschehen ist, ist schrecklich und unglaublich.»
Wichtiger Arbeitgeber in der Region
Die Kronospan sei mit rund hundert Mitarbeitern ein wichtiger Arbeitgeber der Region und der Gemeinde Menznau. Für die Angehörigen sei das Vorgefallene tragisch, sagte Duss. Laut Handelsregisterauszug beschäftigt Kronospan in Menznau 400 Leute.
Die Kronospan AG ist ein Unternehmen der Swiss Krono Group, liegt im Familienbesitz und ist einer der bedeutendsten Marktplayer im Bereich Herstellung und Veredelung von Holzwerkstoffen.