Zuger leistet Widerstand gegen Bauboom
Er ist lieber Bauer als Multimillionär

Philipp Freimann (36) will sein Land nicht verkaufen. Auch nicht für 30 Millionen Franken.
Publiziert: 17.09.2012 um 20:39 Uhr
|
Aktualisiert: 04.10.2018 um 18:40 Uhr
Bauer Philipp Freimann auf seiner Wiese, wo keine neuen Häuser gebaut werden.
Foto: Getty Images
Von Sascha Schmid

Der Landwirt Philipp Freimann aus Zug könnte sich mit seinen 36 Jahren schon zur Ruhe setzen und ein Leben in Luxus führen.

Dafür hätte er im Jahr 2009 nur Ja sagen müssen. Einwilligen, dass sein Land von der Landwirtschafts­zone in Bauland umgewandelt wird. Bei einem Preis von 2000 Franken pro Quadratmeter hätten die Weiden seiner Familie auf einen Schlag einen Wert von rund 30 Millionen Franken bekommen.

Zeichen gegen Ausverkauf der Landschaft

Doch Philipp Freimann sagte Nein und verzichtet damit auf die Millionen. «Ich brauche nicht mehr Geld, um glücklich zu sein», sagt Freimann.

Stattdessen führt er jetzt einen Bio-Bauernhof, arbeitet im Restaurant seiner Schwester, seine Frau gibt Schule an der Oberstufe. Sein Leben als Bauer weiterzuführen, war sein persönlicher Entschluss, doch in Zeiten des Baubooms im Kanton Zug ist es auch ein Zeichen. Ein Zeichen gegen den Ausverkauf der Landschaft. «Die Gewinnmaximierung, alles aus dem Boden rauszuholen, war lange hip», sagt Freimann.

Gemeinwesen leidet

Auch er spürte die Folgen. «Viele Kollegen ziehen weg, weil sie sich das Leben hier nicht mehr leisten können. Darunter leidet das Gemeinwesen. Gerade eben sind wieder zwei Männer aus der freiwilligen Feuerwehr ausgetreten. Und die reichen Russen engagieren sich nicht.»

Freimann stellt sich gegen den Trend und erhält dafür viel Zuspruch. Bereits hatte er einen Auftritt in «10vor10». Danach berichteten ausländische Medien wie «Die Zeit» oder «The Telegraph» über den Landwirt.

Es gibt aber auch Leute, die den Kopf schütteln, die behaupten, er warte bloss darauf, bis das Land noch teurer sei. Oder dass er einfach dumm sei, auf das Geld zu verzichten. «Ein Bauer im Jura würde wahrscheinlich den Kopfstand machen, wenn er ein solches Angebot erhielte, aber wir sind uns solche Verhältnisse gewohnt», sagt Freimann.

Ein Denkanstoss

Schon sein Grossvater und sein Vater seien immer wieder wegen des Landes umworben worden.

Doch als Widerstandskämpfer will sich Philipp Freimann nicht sehen. «Vielleicht ist mein Beispiel ein Denkanstoss, aber mehr wahrscheinlich nicht.»

Er kann auch nicht garantieren, dass er das Land niemals verkaufen wird. «Ich weiss nicht, was in zehn Jahren ist. Auch ich kann nicht einfach vom ­Idealismus leben.»

«Wir wollen nicht ins Grüne bauen»

Interview mit Heinz Tännler (52), Baudirektor Kanton Zug

 

Was halten Sie vom Entscheid von Bauer Freimann, sein Land nicht zu verkaufen?

Ich finde es gut, wenn ein Bauer zu seiner Landwirtschaft steht. Dass er freiwillig auf einen Verkauf verzichtet ist sein gutes Recht.

 

Teilt der Kanton Freimanns Meinung, dass Zug nicht noch mehr verbaut werden soll?

Wir wollen auch nicht, dass alles verbetoniert wird und dem Bauen freien Lauf lassen. Und Nahrerholungsgebiete sind wichtig. Wir sind aber für ein nachhaltiges Wachstum. Das strategische Ziel der Richtplanänderung heisst denn auch «Wachstum mit Grenzen».

 

Wie wollen Sie das erreichen?

Einerseits setzen wir auf Verdichtung. Das heisst die bisherigen Bauzonen besser ausnützen. Andererseits gibt es keine grossflächigen Einzonungen mehr. Wir wollen nicht mehr ins Grünen einzonen. Wir brauchen aber Bauland, um unter anderem auch erschwinglichen Wohnraum zur Verfügung zu stellen. Erst dadurch können wir die Durchmischung garantieren. (sas)

Heinz Tännler, Baudirektor Kanton Zug
Heinz Tännler, Baudirektor Kanton Zug
zvg

Interview mit Heinz Tännler (52), Baudirektor Kanton Zug

 

Was halten Sie vom Entscheid von Bauer Freimann, sein Land nicht zu verkaufen?

Ich finde es gut, wenn ein Bauer zu seiner Landwirtschaft steht. Dass er freiwillig auf einen Verkauf verzichtet ist sein gutes Recht.

 

Teilt der Kanton Freimanns Meinung, dass Zug nicht noch mehr verbaut werden soll?

Wir wollen auch nicht, dass alles verbetoniert wird und dem Bauen freien Lauf lassen. Und Nahrerholungsgebiete sind wichtig. Wir sind aber für ein nachhaltiges Wachstum. Das strategische Ziel der Richtplanänderung heisst denn auch «Wachstum mit Grenzen».

 

Wie wollen Sie das erreichen?

Einerseits setzen wir auf Verdichtung. Das heisst die bisherigen Bauzonen besser ausnützen. Andererseits gibt es keine grossflächigen Einzonungen mehr. Wir wollen nicht mehr ins Grünen einzonen. Wir brauchen aber Bauland, um unter anderem auch erschwinglichen Wohnraum zur Verfügung zu stellen. Erst dadurch können wir die Durchmischung garantieren. (sas)

Fehler gefunden? Jetzt melden
Was sagst du dazu?