Der Spuk dauert nur wenige Minuten: Am Dienstagabend hinterliess eine Windhose auf dem Campingplatz Riarena in Cugnasco TI eine Spur der Verwüstung. Die uralten Eichen knickten um wie Streichhölzer, etliche mitsamt ihrer mächtigen Wurzeln. Die Bäume stürzten auf Wohnwagen, Wohnmobile, Zelte, Autos. Dass niemand verletzt oder gar erschlagen wurde, grenzt an ein Wunder.
«Wir sassen zu sechst am Tisch», erzählt Romina Hartmann (20) aus Graubünden. «Plötzlich zogen dunkle Wolken auf. Es begann zu giessen und zu stürmen. Wir wollten in den Wohnwagen fliehen. Da schrie meine Mutter nur noch raus, raus, raus!»
Alle rennen zu den Toiletten, über ihnen knacken die Bäume, da passiert es auch schon: Links und rechts von ihrem Wohnwagen kippen zwei gigantische Eichen um. Eine kracht auf den Caravan gegenüber. Die andere verfehlt das Zelt des holländischen Paars Konings und Michielis van Opdorp nur knapp.
Stammgast Robert Bartl (67) aus St. Gallen sitzt der Schreck noch in den Knochen: «Plötzlich prasselte es auf uns herab. Ich dachte, es hagelt. Doch es waren die Eicheln der Bäume!»
Der Wohnwagen von Bartels Nachbarn erleidet einen Totalschaden. Er alarmiert die Familie in Stansstad NW. Tamara Müller (35) und ihr Vater Charlie (60) eilen sofort ins Tessin. Geschockt stehen sie vor ihrem zerstörten Feriendomizil.
Die Hauspflegerin ist noch völlig konsterniert: «Die Kinder und ich wollten nächste Woche hierher kommen. Nicht auszudenken, wenn wir im Wohnwagen gewesen wären. Der Baum hat genau die Betten meiner Töchter getroffen.»
Die Camper leben gefährlich: im Schatten des ältesten Eichenbestandes Europas. «Die Bäume sind geschützt», sagt Roberto Bravo (48), Präsident des Patriziats von Cugnasco, «und dürfen nur gefällt werden, wenn sie krank sind.»
Der Bürgergemeinde gehört der Boden, auf dem der Campingplatz Riarena mit seinen hundertjährigen Eichen steht. Doch Verantwortung übernimmt sie keine. Für die Schäden müssen die einzelnen Versicherungen der Gäste aufkommen.