Kranke Anrufe
Telefon-Terror mit Todesnachrichten!

Brigitte* erfährt am Telefon vom Tod ihres Mannes. Er sei bei einem schlimmen Verkehrsunfall gestorben. Doch es ist alles erfunden.
Publiziert: 22.09.2015 um 11:13 Uhr
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Aktualisiert: 28.09.2018 um 15:52 Uhr
Pietätlos: Im Jura häufen sich die Fälle von falschen Todes-Nachrichten per Telefon.
Foto: sda

Brigitte* ist mit ihrem dreijährigen Sohn zuhause im Kanton Jura, ihr Mann ist noch bei der Arbeit. Wie immer ist er mit dem Auto dorthin gefahren. Es ist gegen 17 Uhr, bald müsste er sich auf den Heimweg machen.

Doch dann ruft bei der Familie eine Frau an, macht der Mutter klar, dass ihr Mann nie mehr kommen wird. Das Telefonat vom vergangenen Montag lässt der Mittvierzigerin das Blut in den Adern gefrieren.

Am anderen Ende der Leitung sagt die Unbekannte, sie habe schlechte Neuigkeiten: «Ihr Mann ist bei einem schweren Verkehrsunfall ums Leben gekommen.» Brigitte kann es nicht glauben, bittet die Frau mehrmals, die Nachricht zu wiederholen. Immer wieder sagt die Mutter: «Das ist nicht möglich, das ist nicht möglich!»

«Warum tut man das jemandem an?»

So schrecklich diese Nachricht ist, so geschmacklos ist das, was dahinter steckt: ein schlechter Scherz mit dem Tod und der Verzweiflung. Denn Brigittes Mann lebt, hatte keinen Unfall und war auch sonst nicht in Schwierigkeiten. Per Zufall ruft er seine Frau auf dem Natel an, während diese mit der fremden Frau mit der «freundlichen, zarten, versöhnlichen» Stimme telefoniert.

«In wenigen Augenblicken habe ich alle Emotionen durchgemacht», sagt die Mutter in der welschen Zeitung «Le Matin Dimanche».

«Wieso will mich jemand glauben machen, dass ein Angehöriger gestorben ist?» Als sie den ersten Schock der Todes-Nachricht verdaut hatte und wusste, dass ihrem Mann nichts passiert war, fragte sie die Frau am Telefon, warum sie ihr so etwas antue. «Sie hat mir nie geantwortet.»

Wie die Staatsanwältin des Kantons, Laurie Roth, sagt, habe man bereits Kenntnis von sechs dieser morbiden Anrufe. Die Kantonspolizei veröffentlichte vergangene Woche eine Warnung.

Telefon-Täter sind «extrem pervers»

Der Gerichts-Psychologe Philip Jaffé geht davon aus, dass die Betrüger am Todes-Telefon «extrem pervers» sein könnten und «sich am Leid von anderen erfreuen». Die Täter seien vermutlich entweder nicht fähig, selber Gefühle zu entwickeln – und wollten sie deshalb bei anderen zwanghaft hervorrufen – oder hätten selber so leiden müssen, dass sie jetzt auch andere quälen wollten.

Bis jetzt gibt es keine Spur zu den mysteriösen Anrufern. Beim Anschluss handelt es sich um eine Werbe-Telefonnummer, die ihren Ursprung sowohl in der Schweiz als auch im Ausland haben könnte.

Werden die Telefon-Terroristen erwischt, droht ihnen eine Geldbusse. Bei einem vergleichbaren Fall in Frankreich musste eine 37-jährige Frau 210 Sozialstunden leisten und 6500 Franken Strafe bezahlen. (lex)

* Name geändert

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