Beinahe jeder Soldat der Schweizer Armee kennt die «Hamburgertaufe». Jene Soldaten, die zum ersten Mal ihren WK absolvieren, werden mittels speziellem Ritual getauft – immer im Spiel: viel Alkohol.
Im Panzerbataillon 12/4 am 20. September in Bure JU geht die Kompanie aber zu weit: Die Soldaten müssen ein ganzes rohes Ei mit Schale essen und mit Bier herunterspülen, anschliessend einen Parcours absolvieren. Nach einem Schluck 95-Prozent-Alkohol müssen sie durch Wasser robben, das mit Gammelfisch gemischt ist. Die Männer würgen, übergeben sich.
Blick.ch veröffentlichte ein Video, auf dem die Taufe festgehalten wird. Die Militärjustiz schaltete sich ein und leitete Ermittlungen ein. Die erste Konsequenz nahm nun der Kommandant der Panzerbrigade 1 vor: Brigadier Daniel Berger entzog dem Kadi, Hauptmann Michel L.*, das Kommando.
Sofort-Massnahme
Daniel Reist, Sprecher Heer, bestätigt gegenüber Blick.ch eine Meldung von «Le Matin»: «Diese Massnahme wurde von Brigadier Berger sofort nach Veröffentlichung des Videos vorgenommen. Der betreffende Kommandant ist auf dem Video zu sehen.» Er habe sich also vor Ort befunden und das Ritual gebilligt. Doch in der Armee sind erniedrigende oder demütigende Taufen untersagt.
«Seinen Dienstgrad behält er natürlich, eine Degradierung wie in den USA kennen wir hier nicht», sagt Heer-Sprecher Daniel Reist. Bei der Militärjustiz ist der Fall immer noch hängig. Die stellvertretende Sprecherin sagt zu Blick.ch: «Die Untersuchungen laufen noch.»
Schnaps mit Gammelfisch-Wasser
Die Hamburgertaufe in Bure JU schockierte einen der Teilnehmenden, wie er gegenüber Blick.ch sagt. «Bei meinem ersten WK musste ich noch Velo fahren und Bier trinken». Das durften die Neuen an diesem 20. September nicht. Sie mussten Schnaps mit dem Gammelfisch-Wasser trinken. Nach der ganzen Tortur müssen sie nur mit Unterhosen und Unterleibchen bekleidet den anderen Soldaten das Znacht servieren.
Wenn die Taufe so schlimm war, warum hat sich dann niemand geweigert? «Es ist der Gruppendruck», sagt der Panzergrenadier. «Wenn man nicht mitmacht, wird man von den Kameraden ausgeschlossen. Das will niemand.»
* Name der Redaktion bekannt