Das sagt Micheline Calmy-Rey zur Torten-Attacke
«Ich erblindete für ein paar Sekunden»

Micheline Calmy-Rey nimmt den Torten-Angriff gelassen. Nach der Attacke fragte sie sich vorallem, ob sie mit Torte im Gesicht noch präsentabel sei.
Publiziert: 06.03.2012 um 13:18 Uhr
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Aktualisiert: 01.10.2018 um 02:12 Uhr

Montagabend, gegen 20.30 in Genf: Ein Mann drückt Micheline Calmy-Rey mitten auf der Strasse eine Schwarzwälder-Torte ins Gesicht! Die alt-Bundesrätin taumelt ein paar Schritte zurück. Die ganze Aktion wird von einem Kollegen des Täters auf Video festgehalten.

Heute nimmt Micheline Calmy-Rey in der Zeitung «Le Matin» Stellung zur brutalen Torten-Attacke. Sie wolle sich nicht einschüchtern lassen. «Ich werde mein Leben nicht ändern», sagt die alt-Bundesrätin.

«Ich will weiterleben wie bisher, ohne Bodyguards.» Calmy-Rey hätte wie alle alt-Bundesräte Anrecht auf ein Jahr Personenschutz. Sie wollte dieses Angebot bewusst nie nutzen.

Calmy-Rey sorgte sich um ihr Aussehen

Angst hatte Micheline Calmy-Rey bei der Attacke nicht. «Ich erblindete für ein paar Sekunden. Dann habe ich mich gefragt, ob ich so noch ins Tram steigen und nach Hause fahren kann!»

Sie habe im Moment gar keine Lust, Schwarzwäldertorte zu essen, witzelt Calmy-Rey weiter.

Die Genferin wird keine Anzeige erstatten. «Ich habe nur Verachtung übrig für solches Verhalten», sagt sie. «Ich kenne den Mann nicht.»

Dass er nicht auf sie gehört habe und ihr die Torte ins Gesicht drückte, zeige nur seine Dummheit, sagt Calmy-Rey.

Der Täter hatte sie abgepasst, als Calmy-Rey ein Forum und Filmfestival über Menschenrechte verliess.

Täter wollte mit Kuhdreck werfen

Nach der Attacke stellen sich mehrere Anwesende zwischen die Ex-Magistratin und den Angreifer, Eric Dougoud.

Dieser steht zum Torten-Angriff: «Ich habe lange darüber nachgedacht», sagt er zu Le Matin. Er habe sich von der Mehl-Attacke auf den Französischen Präsidentschaftskandidaten François Hollande inspirieren lassen.

«Am liebsten hätte ich mit biologischem Kuhdreck geworfen. Ich habe mich dann dagegen entschieden.»

Er streut Verschwörungstheorien

Eric Dougoud verbreitet auf seiner Website Verschwörungstheorien über die Verstrickung von Finanzplätzen und Politik in der Stadt Genf.

Der Feind ist für ihn die Genfer Kantonalbank BCGE. Er gibt der Bank die Schuld für das Scheitern seines Nachtclubs «New Morning».

Micheline Calmy-Rey war vor ihrer Zeit im Bundesrat Finanzministerin des Kantons Genf und sass im Verwaltungsrat der BCGE.

«Ich habe die BCGE gerettet», sagt Calmy-Rey zu Le Matin. «Das war meine Pflicht, schliesslich hatte fast die Hälfte der Genfer Bevölkerung ein Konto bei der Bank!»

(bih/tpg)

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