In solchen Holzkisten lagert in der Regel Gartenwerkzeug oder anderes Gerümpel. Doch die Kantonspolizei steckt in diese Kiste zwischen Gstaad und Gsteig BE ihre Big-Brother-Superkamera. Sie erfasst jedes Autokennzeichen und gleicht es mit der Verbrecher-Datenbank Ripol des Bundes ab.
Das berichtete heute Le Matin. Ziel sei gemäss Kantonspolizei Bern, international tätige Einbrecherbanden aufzuspüren oder gestohlene Autos in die Falle tappen zu lassen. «Wir filtern die ausländischen Nummernschilder heraus», sagt Mediensprecher Nicolas Kessler der Kapo Bern zu Blick.ch. «Die Daten werden ausschliesslich gebraucht, um internationale Banden zu bekämpfen.»
Aber nicht nur, behauptet ein Polizist, der anonym bleiben will. Er sagte gegenüber der Westschweizer Tageszeitung anonym aus, dass mit der Kamera in der Romandie auch säumige Bussen-Zahler geschnappt werden sollen, besonders ausländische. Anhand der Daten soll ausfindig gemacht werden, wo in der Schweiz solche Verkehrs-Sünder wohnen oder in den Ferien sind.
Kennzeichen in Sekundenbruchteilen erkannt
Das IT-System heisst Automatische Fahrzeugfahndung und Verkehrsüberwachung (AFV). Damit werden Kennzeichen in Sekundenbruchteilen gescannt, erkannt und mit der Ripol-Datenbank abgeglichen, um als gestohlen gemeldete Fahrzeuge zu erkennen. Gescannte Autonummern werden sofort gelöscht, wenn es keine Treffer gab. Wenn doch, schiesst die Kamera zwei Bilder: Eines vom Fahrer und eines vom Fahrzeug.
Offiziell wird diese Technik nur für die Sachfahndung eingesetzt, nicht aber zur Personenfahndung. Ausserdem kommt AFV auch bei Geschwindigkeitskontrollen zum Einsatz. In verschiedenen Kantonen gibt es nun aber Bestrebungen, AFV als universelles Fahndungsinstrument einzusetzen.
Auf Anfrage von Blick.ch erklärten die Kapo's Luzern, St. Gallen und Aargau, bei ihnen kämen keine solchen Kameras zum Einsatz. Anders in Solothurn, dort ist ein ziviles Fahrzeug damit ausgerüstet. Die Kantonspolizei Zürich verfügt über zwei mobile Geräte und die Stadtpolizei hat eine fixe, gemäss eigenen Angaben «gut sichtbare» AFV-Kamera und des Weiteren zwei Fahrzeuge, die mit solchen ausgestattet sind. Mediensprecherin Judith Hödl erklärt, dass diese Technologie lediglich zum Abgleich mit Ripol verwendet wird sowie um Fahrer zu ermitteln, die keine Fahrberechtigung haben. (ct)