Vergewaltigungs-Fall in Emmen LU
So läuft der Massen-DNA-Test ab

Trotz umfangreicher Ermittlungen konnte der Mann, der Ende Juli in Emmen LU eine Frau (26) vergewaltigt hatte, noch nicht gefasst werden. Jetzt soll ein Massen-DNA-Test unter 372 Personen endlich zum Täter führen. BLICK beantwortet die sechs wichtigsten Fragen zum Fall.
Publiziert: 24.10.2015 um 00:00 Uhr
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Aktualisiert: 30.09.2018 um 22:48 Uhr
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«Ich denke oft daran, dass es auch jemanden in meinem Umfeld treffen könnte. Deshalb wäre es mir egal, meine DNA-Probe abzugeben.» Murat Demiiz (36)
Foto: Joseph Khakshouri
Von Oliver Baumann und Céline Krapf

Welche Anhaltspunkte hat die Polizei? Das Opfer konnte in diesem Monat erstmals befragt werden. Es beschrieb den Täter dabei als Mann zwischen 19 und 25 Jahren. Etwa 170 bis 180 Zentimeter gross mit schwarzbraunem, gekraustem Kopfhaar. Er ist Raucher und spricht gebrochen Deutsch. Simon Kopp von der Staatsanwaltschaft Luzern: «Die Frau beschrieb den Mann als dunkelhäutig.» Aber: Aufgrund der Umstände (Dunkelheit zum Tatzeitpunkt, im Hochsommer haben viele Leute einen dunkleren Teint) wollte man den Täterkreis nicht auf dunkelhäutige Personen eingrenzen. Laut Kopp wurde daher «in mühseligster Kleinarbeit» die Liste mit 372 Personen zusammengestellt.

Wer wird untersucht? Alle 372 Personen haben einen Tatortbezug. Das heisst: Entweder liegen der Wohn- oder Arbeitsort beziehungsweise der Arbeitsweg in der Nähe. Zudem gleichen sie dem erwähnten Täterbild. Zur Überprüfung wurde auf Fotos von offiziellen Dokumenten und in sozialen Medien zurückgegriffen. Auch Vorstrafenregister wurden durchforstet. Hausbesuche gab es keine.

Wie läuft das Prozedere ab? Gestern wurden 372 Männer per Brief angeschrieben. Am Montag dürften alle die Post erhalten. Danach haben sie 15 Tage Zeit, um eine DNA-Probe abzugeben. Simon Kopp: «Wir haben extra ein eigenes Büro eingerichtet, das auch am Wochenende offen hat.» Die Auswertung dürfte mehrere Wochen dauern. Alle DNA-Profile, die keine Übereinstimmung haben, werden gelöscht. Gegen den Test besteht eine Beschwerdemöglichkeit.

Ist das der erste Massen-DNA-Test in der Schweiz? 2011 wurden in Zürich nach dem Mord an einer Psychoanalytikerin 300 Männer zu einer DNA-Probe aufgeboten – ohne Erfolg. Alle wurden entlastet.

Ist der Massentest nur ein Druckmittel? Ob es eine konkrete Spur gibt oder ob die Staatsanwaltschaft pokert, möchte ihr Sprecher Simon Kopp nicht kommentieren. Er sagt nur so viel: «Wir nutzen jede Chance, um den Täter zu fassen. Wir haben seine DNA und suchen nun das Gesicht dazu.»

Wie geht es dem Opfer? Der Zustand der Frau ist unverändert. Sie hat eine komplette Querschnittslähmung erlitten. Laut rechtsmedizinischem Gutachten hat sie sich die Verletzungen vermutlich beim Sturz vom Velo zugezogen.

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