Als die Vermisstmeldung gestern Abend eingeht, weiss noch niemand, mit welcher tragischen Nachricht die Nacht enden wird. Während in Dierikon LU ein heftiges Unwetter wütet und der Regen sintflutartig vom Himmel stürzt, will ein Familienvater Auto und Roller aus der Tiefgarage in Sicherheit bringen.
Seine Frau (†32) und die gemeinsame Tochter (†5) sind zu dieser Zeit auch im Untergeschoss ihres Hauses im Dörfli. Was im Keller hinter der Tiefgarage passiert ist, ist noch unklar. Sicher ist: Es muss alles ganz schnell gegangen sein.
Die beiden werden von den enormen Wassermassen überrascht – und ertrinken. Ihre Leichen werden von den Feuerwehrmännern entdeckt, als diese den Keller leerpumpen.
«Das Schlimmste, was passieren konnte»
Martin Marfurt (38) von der Feuerwehr Ebikon-Dierikon stand gestern Abend im Dorf im Einsatz. «Die Sturzflut war immens», sagt er zu Blick.ch. Das Wasser habe viel Kraft gehabt und viel Geröll mit sich gebracht. Die Situation war auch für die Retter gefährlich. Erst gegen 23 Uhr – fast anderthalb Stunden nach dem Alarm – konnten sie langsam in Richtung Dorfzentrum vorrücken.
«Das Schlimmste, was Dierikon passieren konnte, ist passiert», sagt Gemeindepräsident Hans Burri (63). So eine Tragödie habe man sich nicht vorstellen können. «Gleich hinter der Kirche war im Götzentalbach eine Röhre verstopft», sagt er. Die Wasserkraft sei so «intensiv und stark» gewesen, Mutter und Kind hätten «keine Chance mehr gehabt, sich zu retten.»
Dierikon ist besonders stark von den Gewitterfolgen in der Zentralschweiz betroffen. Laut Anwohnern sind ganze Strassenzüge überschwemmt. Wie die Polizei der «Neuen Luzerner Zeitung» sagt, sei es bekannt, dass in diesem Gebiet bei Unwettern Wasser in Tiefgaragen laufe.
Sanierung wäre «dringend notwendig» gewesen
«Ich wohne seit 60 Jahren hier, aber so etwas habe ich noch nie erlebt», zitiert die Zeitung einen Anwohner. Aus dessen Sicht hat es die Gemeinde verpasst, in den Hochwasserschutz zu investieren. Auch eine Blick.ch-Leserin äussert ihren Unmut. Dierikon lasse die Bäche «zum x-ten Mal» über die Ufer treten.
Dass beim Bach Handlungsbedarf besteht, wissen sowohl Gemeinde als auch Kanton. Besonders im Bereich Dörfli müsse der Götzentalbach saniert werden, um gegen Hochwasser gewappnet zu sein. Weil dem Kanton aber das Geld für das entsprechende Vorprojekt fehlt, muss der Gemeinderat einspringen.
«Die Gemeinde wird diese Kosten vorfinanzieren, damit das dringend notwendige Hochwasserschutzprojekt ohne weitere Verzögerungen realisiert werden kann, sobald der Kanton die notwendigen finanziellen Mittel bereitstellt», heisst es im «Rigi Anzeiger» vom 18. Mai.
Nicht einmal einen Monat später ist jetzt klar, wie «dringend notwendig» die Sanierung gewesen wäre.