Es ist ein verzweifelter Aufruf. «Bitte helft, meine Mutter zu finden. Die Bergrettung braucht dringend Hinweise», postet Nicolas Chuard (35) auf Facebook. Seit zehn Tagen sitzt der Informatiker aus Gordola TI auf heissen Kohlen, wartet sehnsüchtig auf ein Zeichen.
Am Freitag, dem 24. Juni, zieht seine Mutter Manuela Possessi (58) alleine vom Tessiner Grenzort Brissago los. Sie will auf den Gridone (2188 Meter). Es ist der höchste Berg am Lago Maggiore. Eigentlich kein Problem für die leidenschaftliche Berggängerin.
Um 13.30 schickt sie einer Freundin ein Selfie von sich auf dem Gipfel. Gegen 16.30 Uhr will die Wirtin des «Cafè Pinin» in Cadenazzo TI zurück sein. Das hatte sie ihrer Familie versprochen.
Gigantische Suchaktion
Doch Manuela Possessi kehrt nicht heim. Es steigt eine gigantische Suchaktion. Schweizer und italienische Bergretter, über 60 Mann, durchforsten die Hänge des Gridone. Auch Helikopter kreisen über dem Berg. Vergebens.
Noch immer sind Freiwillige unterwegs, suchen nach der Tessinerin. Die Angst, Manuela Possessi könnte etwas zugestossen sein, wächst ins Unerträgliche. «Sollte Ihr sie finden, bitte fasst nichts an und meldet Euch sofort bei mir», schreibt Nicolas Chuard weiter an seine Freunde, die noch immer in der Gegend nach «Manu» suchen.
Besonders tragisch: Im August 2015 stürzt ihr Mann, Oliviero Bellinzani, unterhalb des Bündner Grauhorns zu Tode (BLICK berichtete). Er hatte nur ein Bein und über 40 Gipfel gestürmt.
Und noch ein schwerer Schlag trifft die Wirtin. Zwei Tage vor ihrer Bergtour schreibt «Manu» Possessi auf Facebook: «Heute muss ich mein Café schliessen. Ich bin kein Don Quijote und ich habe keine Lust mehr gegen Windmühlen an zu kämpfen.»