Mehr als 100 Beamte von Tessiner Kantonspolizei und dem Bundesamt für Polizei (fedpol) seien bei den Operationen im Einsatz gewesen, teilte die Bundesanwaltschaft (BA) mit. Dabei wurden Personen befragt, mehrere Wohnungen und auch die Moschee in Viganello durchsucht.
Unter Verdacht stünden ein türkisch-schweizerischen Doppelbürger, der verhaftet wurde, und ein Türke. Gegen die beiden Männer führt die BA ein Strafverfahren durch.
Haben die Beschuldigten Asylbewerber in der Unterkunft von Camorino für Al-Kaida und Islamischer Staat zu rekrutieren versucht?
Verfahren erst vor wenigen Tagen eröffnet
André Marti, Sprecher der BA, sagte in einem Interview mit dem Tessiner TV: «Es ist noch zu früh, um diesen Schluss zu ziehen.» Die erst seit wenigen Tagen laufenden Ermittlungen würden aber in diese Richtung gehen. «Es war auch ein klares Signal des Bundes und des Kantones: Es gibt in diesem Bereich eine Politik der Null-Toleranz.»
Falls jemand daran denke, die «rote Linie» zu überschreiten, müsse er die Konsequenzen tragen. Marty betonte, dass es bisher keine Anzeichen gebe, dass die Verdächtigen einen Anschlag planten.
Laut Tessiner Medien war der verhaftete Doppelbürger der Angestellte einer Sicherheitsfirma und arbeitete in dieser Funktion in der Asylunterkunft von Camorino.
Die beiden Männer werden von der BA verdächtigt, gegen das Bundesgesetz über das Verbot der Gruppierungen Al-Kaida und Islamischer Staat verstossen zu haben. Ausserdem sollen sie sich an einer kriminellen Organisation beteiligt haben. Zusätzlich steht der Vorwurf im Raum, das Verbot von Gewaltdarstellungen verletzt zu haben.
Schweizer Chef des Terror-Verdächtigen ebenfalls festgenommen
Die Tessiner Polizei führte heute aber noch eine zweite Aktion durch: Gegen den schweizerisch-türkischen Doppelbürger werde ausserdem in einem anderen Tatkomplex ermittelt. Im Zentrum stehe hierbei die Sicherheitsfirma aus dem Raum Bellinzona.
Der Doppelbürger sei Angestellter eines Schweizers (36) gewesen, der gestern ebenfalls festgenommen worden sei. Die Vorwürfe im Rahmen dieser Ermittlungen lauten auf Verstösse gegen das Arbeitsrecht und gegen das Gesetz zu privaten Sicherheitsbetrieben.
Ausserdem wird den Männern gemäss der Kantonspolizei Wucher sowie Gewalttaten gegenüber mindestens einem Asylbewerber vorgeworfen. (SDA/bih)