Rachid Nekkaz im Interview
Deshalb bezahle ich die Burka-Bussen

Der algerische Geschäftsmann Rachid Nekkaz erklärt gegenüber Blick.ch weshalb er auch im Tessin allfällige Burka-Bussen bezahlen will und appelliert an die Vernunft der Schweizer Bevölkerung.
Publiziert: 24.09.2013 um 13:39 Uhr
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Aktualisiert: 01.10.2018 um 00:55 Uhr
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Rachid Nekkaz zahlt auch in Frankreich und Belgien Burka-Bussen.
Foto: Keystone
Von Deborah Rast

Herr Nekkaz, Sie wollen jetzt auch in der Schweiz die Bussen der Frauen bezahlen, die sich nicht an das neue Verhüllungsverbot halten. Wie kommen Sie dazu?
Rachid Nekkaz:
Seit Jahren engagiere ich mich für die persönliche Freiheit. Meine Gattin, die im Übrigen katholische Kanadierin ist, und mir geht es darum, dass jeder Frau selber überlassen sein soll, ob sie den Niqab trägt oder nicht.

Sie helfen also auch Frauen, die sich gegen den Schleier wehren?
Das ist richtig. In Ländern, in denen Frauen gezwungen werden sich zu verhüllen, kämpfe ich dagegen an. Ich war erst gerade im Sudan, um dort Amira zu unterstützen, einer Frau der Peitschenhiebe drohen, weil sie sich weigert, sich zu verschleiern.

Doch auch in Frankreich und Belgien wird die persönliche Freiheit eingeschränkt, indem der Niqab per Gesetz verboten wird. Dass die Schweiz jetzt den gleichen Weg gehen will, betrifft mich persönlich.

Inwiefern? Haben Sie einen speziellen Bezug zur Schweiz?
Ich bin Historiker. Die Schweiz hat eine lange Tradition der Freiheit. Als in Frankreich die Hugenotten verfolgt wurden, nahm die Schweiz diese auf. Calvin wurde in Genf nicht nur geduldet, sondern hatte die Möglichkeit sich zu entfalten.

Ich befürchte, der Entscheid des Kanton Tessins wird wegweisend sein für die ganze Schweiz. In Frankreich war es das Gleiche. Aber ich appelliere an die Schweizer Bevölkerung, diese Tradition der Freiheit nicht zu verraten.

Sie sprechen von persönlicher Freiheit. Doch nicht alle Frauen tragen den Niqab freiwillig.
Diese Aussage ist für Europa einfach nicht zutreffend. Seit das Verbot in Frankreich in Kraft ist, gab es über 100'000 Befragungen. Keine einzige Frau gab an, von ihrem Mann dazu gezwungen worden zu sein. Deshalb kann ich einfach nicht glauben, dass in Europa irgendein Mann seine Frau, Schwester oder Tochter noch dazu zwingt, sich total zu verhüllen.

Ausserhalb von Europa, etwa im Sudan oder in Somalia, ist die Situation natürlich eine andere. Aber ich will mich in meinem Kampf auf Europa konzentrieren, weil dies für mich der Kontinent der Freiheit ist.

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