Strassenbau-Posse wegen Tour de France
Bern wird flachgelegt

Am 18. Juli fahren die Radprofis der Tour de France durch Bern. Für die Sicherheit der Fahrer wurden Mittelinseln abgeflacht und Tramschienen verdichtet.
Publiziert: 02.07.2016 um 00:00 Uhr
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Aktualisiert: 11.09.2018 um 08:15 Uhr
Berns Stadtpräsident Alexander Tschäppät freut sich auf das Rennen. Die 16. Etappe endet vor dem Stade de Suisse.
Foto: Peter Schneider
Gabriela Battaglia

Wenn heute um 12.20 Uhr in Mont-Saint-Michel an der Atlantikküste der Startschuss zur 103. Tour de France fällt, geht für die Berner der Countdown los. Am 18. Juli rollen die Radprofis durch die Stadt, das Stade de Suisse ist Ziel der 16. Etappe. Damit die Fahrer dort keinen Abflug machen, hat die Bundesstadt die Strasse vor dem Etappenziel kurzerhand flachgelegt – Bauarbeiter spitzten acht Mittelinseln weg. Die Flächen sind nun schwarz geteert. Das kostet: Der Kanton Bern steuert 1,7 Millionen Franken für die Vorbereitungen auf das wichtigste Velorennen der Welt bei, die Stadt Bern 450'000 Franken.

Die wegradierten Mittelinseln dienen normalerweise dem Fussgängerschutz. Doch ­für die Tour de France sind sie ein ­riskantes Hindernis. «Mittel­inseln sind im Sprint der Tour-Velofahrer zu gefährlich», sagt Emanuela Tonasso vom Amt für Kommunikation des Kantons Bern. «Die Tour de France ist eine einmalige Chance für uns. Die Sicherheit der Fahrer steht an erster Stelle.»

Vorher: Die Mittelinseln dienten der Sicherheit der Fussgänger.
Foto: Google Streetview
Nachher: Damit die Velofahrer keinen Abflug machen, wurden sie weggespitzt.
Foto: Gabriela Battaglia

Nach dem Velo-Gross­ereignis kommen beim Stade de Suisse wieder vier Mittelinseln hin. Tonasso: «Sie werden aber diesmal mobil installiert, sodass man sie schnell entfernen kann.» Auch die Tramschienen müssen in Bern für die Tour abgedeckt werden. Die Franzosen machten den Vorschlag, sie einfach zu asphaltieren. Das hätte nämlich gut eine Million Franken gekostet.

Das Tiefbauamt der Stadt Bern entwickelte ein neues System: Die Tramschienen werden mit einer Folie belegt und mit einem Hohlprofil aus Gummi gefüllt. Darüber kommt eine zweite Schicht Folie. Die Spezialabdeckungen kosten so nur rund 100'000 Franken.

Die Strecke, die der Tour-de-France-Tross auf Berner Kantonsgebiet befährt, beträgt 130 Kilometer. Die Strassen werden für mehrere Stunden gesperrt. Hunderte Polizisten, Soldaten, Zivilschützer und Freiwillige kommen zum Einsatz.Wegen Terrorgefahr schützen erstmals auch französische Elitesoldaten die Tour de France. Beim Ausflug nach Bern sind die Mitglieder der Groupe d’intervention de la Gendarmerie nationale (GIGN) aber nicht dabei. Aus Souveränitätsgründen muss Frankreichs härteste Elitetruppe an der Schweizer Grenze stoppen.

Tour de France? Tour de Farce!

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