Unser Tierschutzgesetz gilt als das strengste der Welt. Doch schockierende Bilder aus Schweizer Schweinebetrieben zeigen unhaltbare Zustände. Die Richtlinien gehen offenbar nicht weit genug! Die Aufnahmen wurden dem Verein Tier im Fokus (TIF) zugespielt und stammen aus neun Zucht- und Mastbetrieben in den Kantonen Bern, Luzern, Freiburg und Waadt. Die Echtheit wurde vom Schweizer Tierschutz (STS) geprüft.
Viele Tiere sind krank, leiden an Infektionen. Sie vegetieren in zu engen, verkoteten Buchten. Beschäftigung haben sie keine. «Die Aufnahmen entblössen eine lebensverachtende Branche mit nur einem Ziel: Profit mit der Ware Schwein», kommentiert TIF-Präsident Tobias Sennhauser.
Die meisten Bilder wurden in konventionellen Betrieben aufgenommen. Sie sind besonders dem STS ein Dorn im Auge. «Einem Drittel der Schweine in der Schweiz geht es schlecht, weil sie nur nach den gesetzlichen Minimalanforderungen gehalten werden», sagt Cesare Sciarra, Leiter STS-Kontrolldienst.
Laut Gesetz muss der Boden nicht einmal mit Stroh ausgelegt sein. Doch für die Hygiene und Beschäftigung der Schweine ist das essenziell. Diese Defizite zeigen sich bei den Tieren auf den aktuellen Bildern, die BLICK vorliegen.
Sciarra identifiziert darauf kranke Schweine mit Kampfspuren und Abszessen. «Besonders störend an den Bildern ist, dass sie Ställe zeigen, die weitgehend gesetzeskonform sind», klagt er. Trotzdem stellt er bei einzelnen Bildern einen Ver-stoss gegen Artikel 5 der Tierschutzverordnung fest. Dieser schreibt dem Halter vor, seinen Tieren Sorge zu tragen.
Noch schlimmer: Auch Betriebe mit den Labels von Naturafarm und IP Suisse sind auf einigen Bildern zu sehen. Dort gelten ungleich höhere Standards. Obwohl die Haltung in Ordnung scheint, sind kranke Tiere erkennbar. Das bringt sogar den STS unter Zugzwang. Er führt für Coop unangemeldete Kontrollen bei Naturafarm-Betrieben durch. Sciarra: «Was ich da sehe, geht auf gar keinen Fall. Es ist zwar schwierig, aufgrund eines Fotos zu sagen, wie lange ein Gesundheitsproblem schon besteht. Aber wir werden den Hof sehr genau anschauen.»
Der Schweinezuchtverband Suisseporcs ist wenig erfreut über die Bilder. Geschäftsführer Felix Grob bekräftigt, dass man in der Schweiz nicht systematisch gegen Tierschutzvorgaben verstosse. «Sie sind allen Produzenten bekannt und müssen eingehalten werden.»
Für TIF-Präsident Sennhauser sind das nur leere Worte. «Von artgerechter Haltung kann in der Schweiz keine Rede sein.»