Der Intercity von Genf nach Bern ist am Montagmorgen rappelvoll. Da ertönt über Lautsprecher die Durchsage: «Armeeangehörige mit Marschbefehl, bitte geben Sie Ihre Plätze zahlenden Passagieren frei.»
In der ersten Klasse fordert ein Kondukteur zudem einen Offizier auf, seinen Sitzplatz einem anderen Pendler zu überlassen. Eine Frechheit, findet der Waadtländer Armeeoffizier Simon Hostettler (35): «Ich bin schockiert über dieses diskriminierende Verhalten gegenüber Menschen, die ihre Zeit und Energie für die Zivilbevölkerung hergeben.»
Armee bezahlt den SBB 47 Millionen Franken
Die Ansage sorgt nicht nur bei ihm für grosse Empörung. Was der eifrige Billettkontrolleur vergessen hat: Die Armee zahlte den SBB allein im letzten Jahr 47 Millionen Franken. Je nach Dienstgrad dürfen die Soldaten sogar in der ersten Klasse fahren, was die Kassen der Bahn zusätzlich klingeln lässt. Die SBB nehmen ihren Mitarbeiter in Schutz. «Es gibt keine spezifischen Vorschriften für solche Fälle», sagt Sprecher Jean-Philippe Schmidt.
Das Militär ist empört. Manchmal hätten die Armeeangehörigen einen Sitzplatz nötiger als andere. «Sie haben vielleicht sogar grössere körperliche Belastungen hinter sich, sind todmüde und froh, sitzen zu können», sagt Armeesprecher Daniel Reist zu BLICK.
Kritik aus den Reihen der SBB
Selbst aus den eigenen Reihen hagelt es Kritik für die SBB. «Das geht einfach nicht», sagt Ex-SBB-Chef Benedikt Weibel (70). Und: «Da müssten die SBB genauso alle Parlamentarier auffordern, in Spitzenzeiten im Zug zu stehen.» Denn auch sie fahren auf Kosten des Bundes. Für den ehemaligen SBB-Chef ist nun ein Sorry fällig: «Man hätte sich auch vorstellen können, dass sich die SBB dafür entschuldigen.»
Dieser Meinung ist auch Kurt Schreiber (73), Präsident von Pro Bahn Schweiz. «Das Vorgehen ist ein Riesenskandal. Die SBB müssen sich entschuldigen», sagt er zu BLICK. Schliesslich hätten die SBB genug alte Waggons, die sie bei Kapazitätsengpässen jederzeit einsetzen können. «Die Wagen sind alt, aber in gutem Zustand. Da gibt es keine einzige Ausrede!»
Vorsichtig mit Kritik sind die Konkurrenzunternehmen. Die Rhätische Bahn (RhB) würde laut Sprecherin Yvonne Dünser allerdings «keine Gruppe gezielt auffordern, ihre Plätze freizugeben».
Gespräche haben bereits stattgefunden
Zornig ist hingegen Oberst Peter Forster, Chefredaktor vom «Schweizer Soldat» und treuer SBB-Kunde: «Die Soldaten haben oft eine körperlich strenge Woche hinter sich und Anrecht auf einen Sitzplatz.» Ein anderer Fall – da sind sich alle Kritiker einig – sei es, wenn gebrechliche oder behinderte Menschen keinen Sitzplatz finden.
Aber voll seien die Züge zu Stosszeiten nun mal. «Das liegt nicht an uns», sagt Sprecher Reist. Man könne die Rekruten schliesslich nicht mittags um elf Uhr entlassen, nur damit sie in leeren Zügen reisen könnten. Die Armee sei aber bereit, den SBB die Hand zu reichen, um das Passagieraufkommen zu Stosszeiten zu verringern. Zwischen VBS und SBB haben zu diesem Thema bereits Gespräche stattgefunden. Ein konkretes Lösungsmodell gibt es aber noch nicht.
Das Verteidigungsdepartement (VBS) zahlte den SBB allein im letzten Jahr 47 Millionen dafür, dass Rekruten, Soldaten und Offiziere Zug fahren dürfen. Das gilt für alle Strecken der Schweizer Transportunternehmen – aber nur, wenn die Armeeangehörigen im Dienst sind und ihre Uniform tragen. Dazu gehören Ein- und Ausrücken, Truppenverschiebungen und der Ausgang. Höhere Dienstgrade dürfen sogar in der ersten Klasse fahren.
Das wird von den SBB kontrolliert: Armeeangehörige müssen dem Kondukteur ihren Marschbefehl zeigen. Darauf steht klar, an welchen Daten die freie Fahrt erlaubt ist. In besonderen Fällen dürfen Armeeangehörige auch in Zivil reisen. Etwa wenn sie ein Vorstellungsgespräch haben. Dafür braucht es aber einen Urlaubspass mit entsprechendem Vermerk.
Das Verteidigungsdepartement (VBS) zahlte den SBB allein im letzten Jahr 47 Millionen dafür, dass Rekruten, Soldaten und Offiziere Zug fahren dürfen. Das gilt für alle Strecken der Schweizer Transportunternehmen – aber nur, wenn die Armeeangehörigen im Dienst sind und ihre Uniform tragen. Dazu gehören Ein- und Ausrücken, Truppenverschiebungen und der Ausgang. Höhere Dienstgrade dürfen sogar in der ersten Klasse fahren.
Das wird von den SBB kontrolliert: Armeeangehörige müssen dem Kondukteur ihren Marschbefehl zeigen. Darauf steht klar, an welchen Daten die freie Fahrt erlaubt ist. In besonderen Fällen dürfen Armeeangehörige auch in Zivil reisen. Etwa wenn sie ein Vorstellungsgespräch haben. Dafür braucht es aber einen Urlaubspass mit entsprechendem Vermerk.