War Sabu’s Ausbüxer nicht anderes als eine kleine Protestaktion? Der Pole Pavel (38) ist seit 14 Jahren Pfleger der Elefantenkuh – so etwas hat er aber noch nie erlebt. «Sabu ist nie so. Aber ich glaube ich weiss, wieso sie abgehauen ist.» Weil Sabu ins Wasser wollte.

Bad im Zürichsee

Jahr für Jahr stellt der Zirkus Knie seine Zelte in Zürich auf – dieses Mal wegen den Ausgrabungen beim Opernhaus auf der Landiwiese. Und dort steht das Zelt direkt am Seeufer. Doch Baden ist kein Teil des Programms, sagt der Sprecher des Zirkus. «Die Polizei hat empfohlen, dies nicht zu tun – wegen der vielen Scherben im Wasser.»

Doch Dickhäuter Sabu ist auch ein Dickkopf: Sie riss aus und stapfte in den See. «Sie badet halt gerne», sagt Pfleger Pavel. «Aber als sie aus dem Wasser kam und die vielen Leute sah, hat sie wohl Angst bekommen und ist abgehauen.»

Elefanten-Gedächtnis

Das war gestern Abend, so gegen 19 Uhr. Sabu rannte beinahe durch die ganze Zürcher Innenstadt. Und ihren Weg wählte sie nicht etwa zufällig. Sabu ging exakt den Weg des Elefantenapéros, den sie ja schon kennt. Von der Landiwiese über das Mythenquai und den General-Guisan-Quai weiter zum Bürkliplatz, die Bahnhofstrasse runter bis zum Paradeplatz und weiter in Richtung Hauptbahnhof. Kurz vor 20.30 Uhr Uhr wurde Sabu an der Talstrasse eingefangen und mit einem Traktor zur Landiwiese zurücktransportiert.

Ist das möglich? «Es kann gut sein, dass sich ein Elefant daran erinnert, auch wenn es über ein Jahr her ist», sagt Robert Zingg, Kurator Zoo Zürich. Und: «Dass sie diese Route gewählt hat ist kein Zufall – Elefanten haben ein gutes Ortsgedächnis».

Seit heute Morgen ist Sabu nun in Wettingen, wo der Zirkus Knie bis 9. Juni logiert. «Zum Glück haben wir heute einen freien Tag», sagt Pavel und tätschelt seine Elefantendame. «Denn Sabu braucht heute nach der ganzen Aufregung erst mal ihre Ruhe.»