Priester-Rebell Sabo über Bürglen
«Habe auch schon ein schwules Paar gesegnet»

Franz Sabo lehnte sich gegen seinen Bischof auf – und blieb dennoch Priester. Dem Urner Kollegen Walter Bucheli rät er, zu seinen Überzeugungen zu stehen.
Publiziert: 15.02.2015 um 14:42 Uhr
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Aktualisiert: 01.10.2018 um 02:29 Uhr
Franz Sabo (61) ist Pfarrer in Röschenz. Als er 2005 den Bischof von Basel öffentlich angriff, suspendierte dieser ihn vom Dienst. Die Kirchgemeinde stellte sich hinter Sabo. Im September 2008 erklärten Bischof und Pfarrer den Konflikt als gelöst.
Foto: Von Sabine Wunderlin
Von Deborah Lacourrège und Cyrill Pinto

Der Churer Bischof Vitus Huonder will den Pfarrer von Bürglen UR abberufen, weil er ein homosexuelles Paar gesegnet hat. Handelt der Bischof richtig?

Franz Sabo:  Wenn er nach seinem Gewissen handelt, handelt er richtig. Dennoch bin ich überzeugt, dass er dadurch die katholische Kirche keineswegs attraktiver macht – im Gegenteil!

Sollen homosexuelle Paare den kirchlichen Segen bekommen dürfen?

Wenn sie das wünschen und der Pfarrer ein gutes Gefühl dabei hat, selbstverständlich! Was eine kirchliche Trauung anbelangt, habe jedoch selbst ich meine Vorbehalte.

Haben Sie bereits homosexuelle Paare gesegnet?

Ja, auch ich habe schon ein schwules Paar gesegnet. Es hat für alle gestimmt.

Sie lagen während Jahren im Clinch mit dem damaligen Bischof Kurt Koch. Wie ist es, sich mit einem Bischof anzulegen?

Anstrengend. Denn Sie legen sich ja nicht nur mit dem Bischof an, sondern mit dem ganzen Machtapparat, der dahintersteckt, samt einigen frommen und fanatischen Gläubigen, die Sie in die Hölle beten.

Die Kirchgemeinde stand hinter Ihnen.

Das ist ein sehr schönes Gefühl und gibt unheimlich Kraft. So war es jedenfalls bei mir.

Was würden Sie Pfarrer Bucheli raten?

Das zu tun, wovon er überzeugt ist – sofern seine Kräfte dies erlauben.

Haben Sie ihn kontaktiert?

Ich habe die Online-Petition für ihn unterschrieben. Zu Bucheli selbst habe ich aber keinen Kontakt. Er wird jetzt genug zu tun haben.

Wie haben Sie sich eigentlich wieder mit dem Bischof von Basel versöhnt?

Ich kann es Ihnen gar nicht mehr so genau sagen. Mein Sternzeichen ist die Waage. Im Grunde bin ich ein sehr friedliebender Mensch und auf Ausgleich bedacht. Das habe ich dem Bischof mitgeteilt. Und er hat offenbar eingesehen, dass er seinem damaligen Generalvikar auf den Leim gegangen ist.

Was hat sich seither getan?

Ich hatte erst im Oktober eine kurze, aber herzliche Begegnung mit Kardinal Koch in Rom.

Sie treten für Reformen in der Kirche ein. Was muss sich ändern?

Der Reformbedarf ist gross. Was sich vor allem ändern muss, ist erstens die Struktur, zweitens der «Geist» und drittens nicht zuletzt das Personal. Die Anforderungen müssen steigen.

Hat sich in Ihren Augen seit dem Amtsantritt von Papst Franziskus etwas geändert?

Die Atmosphäre hat sich geändert. Deutlich! Doch es braucht Zeit, bis dieser neue Geist Wirkung zeigt. Hoffentlich lebt und wirkt Franziskus noch ein paar Jahre.

Müsste der Papst ein strengeres Auge auf die Bischöfe haben?

Seine Arbeit ist sehr gut! Er bemüht sich. Aber er ist auch nur ein Mensch. Eine seiner schwierigsten und vordringlichsten Aufgaben ist wohl jene, den Vatikan auszumisten. Dieses Werk wird er vermutlich nicht vollenden.

Haben Bischöfe zu viel Macht?

Die Bischöfe haben nicht zu viel Macht, sondern die Pfarrgemeinden und Kirchenräte setzen ihre Macht viel zu wenig ein.

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