Sie kannten sich aus Sadomaso-Szene
Polizist & Killer gründeten BDP Embrachertal

Für seine abgründigen Fantasien nutzt der Killer die noch-Ehefrau des Polizisten und Parteifreunds.
Publiziert: 14.04.2011 um 00:42 Uhr
|
Aktualisiert: 02.11.2019 um 22:43 Uhr
Von Ann Guenter, Sandro Inguscio und Adrian Schulthess

Hans-Ulrich R.* (52) will «anständig und sachlich» politisieren. Er ist Mitgründer der Sektion Embrachertal ZH der Bürgerlich-Demokratischen Partei (BDP).

Privat ist R. ein Sadist. Und stolz drauf. In der Szene nennt er sich «Marquis el Diablo». Genüsslich zeigt der «Teufel» im Internet, wie er sein «Zofenpony Maxi» auspeitscht. Ständig ist «el Diablo» auf «Sklavinnen»-Pirsch. Sucht neue Opfer.

«Suche sadistische Herrschaften oder Metzger»

Doch sogar ein Sadist wie R. hat eine noch dunklere Seite. Hans-Ulrich R. ist ein Mörder. Und im Internet bot er eine Frau (27) und ihre zwölfjährige Tochter zur «Schlachtung» an.

«Suche sadistische Herrschaften oder Metzger», schreibt er am 2. August letzten Jahres bei einer Internet-Kontaktbörse. Im Namen einer «devoten-masochistischen Mutter mit Tochter», auf der Suche nach einem «strengen Herrn oder Sadist, die uns zu willenlosen Geschöpfen erzieht.» Kannibalismus inklusive: Sie will «am Spiess» gebraten werden.

Mindestens ein Interessent meldet sich. Hans-Ulrich R. liefert Details: Beide würden «gern als vermisst» gelten, die Mutter wolle «ohnehin nicht älter als 35 Jahre alt werden». Man könne sie jederzeit daheim abholen.

Aus einer Laune heraus

Der Perverse schickt eine Adresse mit und Fotos.Die Anschrift ist echt: Sie gehört der ahnungslosen Ehefrau eines Freundes des «Teufels» R., dem Zürcher Stadtpolizisten Peter J.* (48) aus Embrach ZH. Er liefert sich mit seiner Frau einen heftigen Scheidungskrieg – was R. mitkriegt. Und ohne Wissen des Polizisten das Inserat mit der Kannibalen-Fantasie schaltet. «Aus einer Laune heraus», wie dessen Anwalt dem «Tages-Anzeiger» sagte.

Die Kantonspolizei Zürich verhaftet Hans-Ulrich R. am 8. Oktober. Er sitzt bis heute in U-Haft. Denn hinter dem Interessenten, der auf das Inserat antwortete, steckte kein Perverser – sondern ein Fahnder. Auch Polizist Peter J. sitzt mehrere Wochen in U-Haft. Bis sein Freund Hans-Ulrich R. gesteht, alleine gehandelt zu haben.

Als Peter J. freikommt, erzählt er seinen Freunden, er sei «wahnsinnig enttäuscht» von Hans-Ulrich R. Die beiden Männer kennen sich aus der Sadomaso-Szene.

Zusammen gründen sie im März 2009 die BDP-Sektion Embrachertal. Peter J., der Polizist, und Hans-Ulrich R., der verurteilte Raubmörder. Denn R.s perverses Sexleben beschränkt sich nicht nur auf Kannibalen-Fantasien und Peitschen-Rollenspiele. Er hat schon ein Menschenleben ausgelöscht. Er ist der «Autobahn-Killer von Burgdorf» (siehe Box).

«Wir gingen davon aus, dass jemand sauber ist, der bei der Stadt Winterthur angestellt ist.»


Im April 1988 schiesst der damals 30-Jährige auf dem Rastplatz Hurst auf das Auto einer Archäologin (27). Entlädt ein ganzes Magazin. Sie stirbt. Dafür kassiert R. 15 Jahre, kommt nach zehn Jahren frei. Zuletzt arbeitete er bei der Stadtverwaltung Winterthur im Hochbaudepartement.

«Wir gingen davon aus, dass jemand sauber ist, der bei der Stadt Winterthur angestellt ist. Bei einer öffentlichen Institution!», sagt Lothar Ziörjen (56), Präsident der Zürcher BDP.

«Die beiden traten in der Startphase der Partei ein. Sie wurden einfach aufgenommen, ohne Kontrolle eines Leumundszeugnisses», erklärt Ziörjen. «Hätten wir gewusst, dass er vorbestraft ist, hätten wir ihn sicher nicht aufgenommen.»

Die Leiterin des Personalamts der Stadt Winterthur wollte die Anfragen des BLICK gestern nicht beantworten.

Auch dass sich der Polizist und der Ex-Knacki aus der Sadomaso-Szene kannten, wusste Ziörjen bei der Sektionsgründung nicht. «Dass sich die zwei zuvor schon privat kannten, erfuhr ich erst nach dem Parteieintritt. Woher, das sagte man mir aber nicht», sagt der Stadtpräsident von Dübendorf ZH.

Jetzt ist Hans-Ulrich R. zurück im Knast. Das wird länger so sein: Seine Haftbeschwerde schmetterte das Bundesgericht vor rund drei Wochen ab.

*Namen der Redaktion bekannt

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15 Jahre Haft wegen Raubmord
Am 23. April 1988 fährt die junge Archäologin Susanne Eyer auf den Rastplatz «Hurst» zwischen Schönbühl BE und Kirchberg. Sie kommt von einem Betriebsfest, ist zu müde, um nach Zürich weiterzufahren und will in ihrem roten Toyota Carina ein Nickerchen machen.

Am nächsten Morgen wird ihre nackte Leiche gefunden. Wochenlang sucht die Polizei nach dem Täter, auch «Aktenzeichen XY» fahndet nach dem «Autobahn-Killer». Verhaftet wird schliesslich Hans-Ulrich R. (30). Der verheiratete Magaziner gesteht die Tat sofort.

Vor Gericht beteuert er weinend, dass er seit seiner Jugend auf Sachen schoss, um «innere Spannungen» loszuwerden: er habe nicht gewusst, dass ein Mensch in dem Auto liege. Als R. dies bemerkt, dreht er durch und leert das ganze Magazin.

Er zieht die Tote aus, um ein Sexualdelikt vorzutäuschen und plündert ihr Portemonnaie. R. wird im Juni 1989 vom Geschworenengericht Emmental-Oberaargau wegen Raubmordes verurteilt: zu 15 Jahren Haft sowie einer ambulanten psychiatrischen Behandlung. Ann Guenter
Am 23. April 1988 fährt die junge Archäologin Susanne Eyer auf den Rastplatz «Hurst» zwischen Schönbühl BE und Kirchberg. Sie kommt von einem Betriebsfest, ist zu müde, um nach Zürich weiterzufahren und will in ihrem roten Toyota Carina ein Nickerchen machen.

Am nächsten Morgen wird ihre nackte Leiche gefunden. Wochenlang sucht die Polizei nach dem Täter, auch «Aktenzeichen XY» fahndet nach dem «Autobahn-Killer». Verhaftet wird schliesslich Hans-Ulrich R. (30). Der verheiratete Magaziner gesteht die Tat sofort.

Vor Gericht beteuert er weinend, dass er seit seiner Jugend auf Sachen schoss, um «innere Spannungen» loszuwerden: er habe nicht gewusst, dass ein Mensch in dem Auto liege. Als R. dies bemerkt, dreht er durch und leert das ganze Magazin.

Er zieht die Tote aus, um ein Sexualdelikt vorzutäuschen und plündert ihr Portemonnaie. R. wird im Juni 1989 vom Geschworenengericht Emmental-Oberaargau wegen Raubmordes verurteilt: zu 15 Jahren Haft sowie einer ambulanten psychiatrischen Behandlung. Ann Guenter
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