Die Tessiner Staatsanwaltschaft geht radikal gegen illegale Prostitution vor. Im März haben die Behörden die Operation «Domino» ins Leben gerufen. Jetzt präsentieren sie die bisherigen Ergebnisse. Die Zahlen sind eindrücklich: Zu Beginn der Operation vor vier Monaten gab es im Kanton Tessin 33 Bordelle, nun sind es noch neun – nur vier davon haben eine Bewilligung.
Insgesamt hat die Polizei zwölf Grosskontrollen durchgeführt. Diese führten dazu, dass elf Bordelle ihre Tore von selbst geschlossen haben, die restlichen zwölf wurden polizeilich geräumt.
«Prostitution ist legal», betont Staatsanwalt John Noseda. Die Operation Domino richte sich daher auch nicht direkt gegen die Prostitution, sondern nur gegen die illegale Prostitution.
«Wir wollen Wucherer, Zuhälter und all jene bekämpfen, die sich hinter dem Rücken der Prostituierten bereichern», erklärt Noseda an der Pressekonferenz. So seien Begleiterscheinungen wie Gewalt und Ausbeutung keine Seltenheit. Die ersten Opfer seien die Frauen, so Noseda. Dagegen musste etwas unternommen werden.
Die meisten Dirnen kommen aus Osteuropa
Seit Jahren blüht der Markt im Rotlicht-Milieu im Kanton Tessin. Oftmals jedoch illegal. Prostituierte haben die Pflicht sich bei der Polizei anzumelden, um arbeiten zu dürfen. Von dieser Regelung machten offensichtlich nur die wenigsten Gebrauch.
Die Polizei hat insgesamt 224 Personen kontrolliert: 182 von ihnen wurden angezeigt, 170 waren Prostituierte.
Ein grosser Teil der Frauen stammt aus Osteuropa, jede zweite ist Rumänin. Viele wurden durch kriminelle Organisationen in die Schweiz gebracht. Dort übernehmen die Einheimischen das Geschäft und nicht etwa die Mafia, wie Noseda ausdrücklich betont.
Elf Millionen beschlagnahmt
Aber nicht nur Gewalt und Ausbeutung stellen ein Problem dar. Auch Steuerhinterziehung und Geldwäscherei ist eine negative Erscheinung der Prostitution. Dies zeigt auch die Höhe der Summe der beschlagnahmten Gelder: Insgesamt blockierten die Polizisten elf Millionen Franken.
Die Operation Domino ist trotz ihrer grossen Wirkung alles andere als beendet. In den nächsten Monaten legt die Polizei den Schwerpunkt auf Wohnungskontrollen, sagt Noseda weiter.
«Wir werden so lange weitermachen bis es nur noch Lokale gibt, in denen Prostituierte unter legalen Bedingungen arbeiten können», sagt der Staatsanwalt.
Die Prostitution floriert im Kanton Tessin vorallem wegen den Italienern. Das Tessin gilt als eine Art Mekka für italienische Freier, denn in unserem südlichen Nachbarland sind Bordelle verboten – wegen der katholischen Kirche. Der Strassenstrich ist hingegen erlaubt. (woz)